Von Sfähren und Farben

Der Bremer Künstler Uwe Kirsch zeigt sein malerisches Werk in der Städtischen Galerie

Da ist dieser Engel, der – mit insistierendem Blick – scheinbar herausfliegt aus dem Bild. Skizziert wurde er mit leichten, unbeschwert schwarzen Strichen – wie von Kinderhand ausgeführt. Aber hinter dem Cherubim glüht das Himmelsreich: leuchtend gelb.

Es sind die Farben in den Werken Uwe Kirschs, die zuerst beeindrucken. Orange, Gelb, Grün, Blau: knallig, aber nie aggressiv. Mitten hinein platziert, ins Zentrum des Bildes gerückt, so buhlen die Fantasiefiguren um Aufmerksamkeit. Der Künstler hat sie mit pflanzenartigen Armen, wallenden Haaren oder blanken Brüsten ausgestattet. Losgelöste Wesen, tanzend, den Gemälden entfliehend. Dabei den Betrachter anstarrend: fesselnde, flehentliche Blicke, die eine gewisse Leere widerspiegeln.

Die Städtische Galerie im Buntentor stellt erstmals einen umfassenden Werkkomplex des Künstlers Uwe Kirsch vor. 1952 geboren, studiert an der HKM Hamburg bei Gerhard Rühm und Tomas Schmit, lebt er seit über 20 Jahren in Bremen.

Der Titel der Ausstellung, „Sfähre“, ist einem Sprachspiel Arno Schmidts entlehnt und steht für die Symbiose der Worte „Fähre“ und „Spähre“.

Zu Beginn einer Arbeit steht bei Kirsch immer die Beschäftigung mit Texten. Auch von der Bibel lässt er sich inspirieren. Etwa die Geschichte vom Senfkorn: Das Reich Gottes wird dort mit einem Senfkorn verglichen, das sich zu einem Baum auswächst und den Vögeln ein Zuhause bietet.

In Kirschs Umsetzung, dem Bilderzyklus „Lukas, Korn.“, geht es weniger um den religiösen Hintergrundals vielmehr um die bildliche Assoziationskraft des Gleichnisses. Aus Menschenarmen wachsen jetzt Zweige und Blüten. Wie Lianen im Dschungel winden sich die Pflanzen.

Uwe Kirsch versteht seine Bilder als „Blick in einen Teich“: Dort könne man durch das gespiegelte eigene Bild in die Tiefe blicken.

Beschwingende Leichtigkeit und Freude strahlen seine Werke aus. Wie die Farben sammelnde Maus Frederick aus Leo Lionnis Kinderbuch verlässt der Besucher die Ausstellung, erfüllt mit vielen Farben, die für den bevorstehenden Winter sicherlich reichen werden. Anna Postels

bis 26. September, Di-Sa jeweils 12-18 Uhr, sonntags 11-18 Uhr