Buhrufe für Deutschland und Michael Moore

Die Bundesrepublik wird wegen der Freilassung von Terroristen kritisiert. Der US-Regisseur wegen seiner Filme

NEW YORK taz ■ Der Filmemacher Michael Moore und Deutschland belegen auf der Sympathieskala der Republikaner die untersten Plätze, glaubt man Unmutsäußerungen der Delegierten am ersten Tag des Parteikonvents am Montagabend.

Mit zum Teil heftigen Buhrufen reagierten 5.000 Delegierte, nachdem der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani die Anschläge auf das israelische Olympiateam 1972 in München geschildert hatte und fortfuhr, drei der damals festgenommenen Terroristen seien binnen weniger Monate von den Deutschen freigelassen worden.

Damals hatte ein Palästinenser-Kommando neun israelische Sportler als Geiseln genommen. Alle Geiseln wurden ermordet, nachdem ein Befreiungsversuch der deutschen Polizei fehlgeschlagen war. Die drei festgenommenen Terroristen wurden freigelassen, nachdem am 29. Oktober 1972, nur wenige Wochen nach dem Attentat, eine Lufthansa-Maschine auf dem Flug von Beirut nach Frankfurt entführt wurde und die Kidnapper die Freilassung der überlebenden Terroristen von München verlangten.

Giuliani kritisierte anschließend ahistorisch, dass Europa in der Vergangenheit eine Politik der Kompromisse und Beschwichtigungen gegenüber Terroristen betrieben habe. Vor diesem „Germany-Bashing“ bekam der Filmemacher Michael Moore sein Fett ab. Während der Rede von Senator John McCain wurde er vom Publikum heftigst ausgebuht. McCain erwähnte in seiner Rede den Bush-kritischen Film „Fahrenheit 9/11“, woraufhin die Delegierten zu lang anhaltenden Buhrufen ansetzen. Moore saß, für viele überraschend, als Sonderkorrespondent der Tageszeitung USA Today auf der Pressetribüne. Er reagierte auf die Unmutsäußerungen gelassen mit einem breiten Lächeln und „Victory“-Zeichen. MICHAEL STRECK