das wird der monat (nr. 9)
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Athen, 5. September: Kurz vor Mitternacht erreicht eine ausgemergelte Gestalt das olympische Marathon-Stadion. Der Mann behauptet, er heiße Pyrrhinus, sei Perser und von einem „Kommando Irrer Athener“ vor rund 2.500 Jahren unterwegs festgehalten worden. Eigentlich wolle er nach Persepolis, um den Ausgang der Schlacht bei Marathon zu melden: „Wir haben gesiegt.“ Der griechische Olympiaminister Georgios Plutarchis reagiert flexibel: „The games must go on.“ Der Marathonlauf müsse wiederholt werden, die korrekte Länge betrage nunmehr 2.822,137 km.

Frankfurt, 6. September: Die deutsche Vielseitigkeits-Reiterin Bettina Hoy richtet ein Gnadengesuch an das IOC. Wenn bei Marathon die Perser gesiegt hätten, dann müsse die gesamte Militärgeschichte umgeschrieben werden. Somit sei natürlich auch die Military-Konkurrenz von Athen ungültig und müsse wiederholt werden.

Berlin, 8. September: Nach dem beeindruckend leichten 5:0 im Testspiel „gegen den Fußballzwerg Brasilien“ (Bild) sagen dem DFB-Team nacheinander alle zukünftigen Testgegner ab. „Alle, die wo da wären, kneifen“, schimpft Jürgen Klinsmann, der den WM-Titel aber „als noch nicht ganz gesichert“ erachtet. „Vielleicht tritt ja doch noch jemand gegen uns an.“

München, 11. September: Der Kaiser („Ja, ist denn schon wieder Weltterrortag?“) wird 59. Helge Schneider präsentiert seinen Dokumentarfilm Franzl 9/11.

Raumtiefenhausen, 14. September: Günter Netzer wird 60. Gerhard Delling schenkt ihm: sich selbst – in Form einer Transfererklärung, die ihn als Netzers Adoptivsohn ausweist. Die beiden Fernsehmuppets beschließen, sich fortan zu duzen.

Detroit, 19. September: Schwere Tumulte beim Rydercup-Golf zwischen USA und Europa: Nachdem Europas Teamkapitän Bernhard Langer im entscheidenden Einzel Tiger Woods besiegt hat, stürmen tausende US-Golfhools den Platz und nehmen die Europäer als Geiseln. „Nieder mit Old Europe“, skandieren sie, und: „Kampf dem Terrorismus am 18. Loch! Sieg im Golfkrieg!“ Präsident Bush ermuntert zum Durchhalten.

Schanghai, 24. September: Kaum sind die Viertelfinals des Frauen-Tennisturniers von Schanghai mit ausschließlich chinesischen Teilnehmerinnen („Athen war ein nettes Trainingscamp“) absolviert, lassen zwei Autopiloten staunen. Beim Großen Preis von Schanghai rasen die beiden völlig unbekannten Fahrer Gang Rin und Ku Plung im freien Training allen Schumachers davon. „Wir trainieren für Olympia 2008“, lassen die Sausebolde lächelnd wissen.

Lausanne, 27. September: Das IOC beschließt nach dem Spektakel von Schanghai (Michael Schumacher mehrfach überrundet), Autokreisfahren ins olympische Programm aufzunehmen. Radeln wird gestrichen; die Ausrichter hätten das als „vorgestrige Fortbewegungsart abgelehnt“. Die deutschen Vielseitigkeitsprotestierer bleiben im Programm, müssen aber als elektrische Reiter an den Start gehen. Bettina Hoy richtet „ein Gnadengesuch an die UNO-Pferderechtskommission“. MÜLL