Vage Hoffnung für Geiseln und Guerilleros

In Kolumbien kommen doch langsam Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch mit der Guerilla in Gang

BUENOS AIRES taz ■ In der Frage eines Gefangenenaustauschs zwischen Farc-Guerilla und kolumbianischer Regierung bewegen sich beide Seiten aufeinander zu. In einer Erklärung vom Wochenende haben die Farc den Hochkommissar für den Frieden, Luis Carlos Restrepo, als Ansprechpartner der Regierung anerkannt. Die Regierung begrüßte dies am Montag und wertete dies als Beginn „der Verhandlungen über ein humanitäres Abkommen“, wie Innenminister Sabas Pretelt sagte. Übertriebenen Optimisten verpasste er dennoch einen Dämpfer. „Ich glaube, es ist ein positiver Schritt, aber es ist noch zu früh, um über entmilitarisierte Zonen und ähnliche Dinge zu sprechen“, so Pretelt.

Die Farc waren am Wochenende der Regierung zwar entgegengekommen, lehnten den Vorschlag Restrepos jedoch ab, per Internet über die Freilassung von Geiseln und Gefangenen zu verhandeln. Die Farc fordern im Rahmen eines Gefangenenaustausches die Freilassung ihrer in kolumbianischen Gefängnissen einsitzenden Guerilleros, im Gegenzug wollen sie Politiker und Soldaten laufen lassen, die sie als Geiseln halten. Als Bedingung für die Verhandlungen über die Freilassungen forderte Farc-Sprecher Raúl Reyes in einem Fernsehinterview eine entmilitarisierte Zone, in der sich beide Seiten am Verhandlungstisch gegenübersitzen können. Er forderte auch die Freilassung aller Guerilleros, inklusive des zu Jahresbeginn festgenommenen Kommandanten Simón Trinidad.

Seine Forderung könnte sich um eine Person erweitern. Am Montag ging den kolumbianischen Streitkräften der mutmaßliche Anführer der 56. Front der Farc ins Netz. Wie die Zeitung El Tiempo berichtete, wurde Jorge Eliécer Martínez rund 300 Kilometer östlich von Bogotá im Department Casanare festgenommen. Der Rebellenführer wird von der Staatsanwaltschaft für einen Überfall auf eine Kaserne im Jahr 1988 verantwortlich gemacht, bei dem über 60 Soldaten starben. INGO MALCHER