vorlauf
: Linke Träume und Lebenslügen

„Für immer für dich“

(20.40 Uhr, Arte)

Eigentlich nerven Filme mit Nina Hoger. Immer dieses betont spröde Gehabe und der stets ungekämmte Rotschopf, der Meilen weit signalisiert: Hier kommt ein Charakterkopf. Aber für die Rolle der Anne in Lih Janowitz’ Tragikomödie ist sie die ideale Besetzung.

Hoger spielt eine enttäuschte Idealistin, die – statt sich als Fotografin zu verwirklichen – in einer Buchhandlung jobbt, um den Lebensunterhalt für sich und die 15-jährige Tochter Dafne (Claire Oelkers) zu bestreiten. Denn ihr Mann Chris, ein charmanter Träumer, hat sich vor Jahren zwecks Selbstfindung nach Ecuador abgesetzt.

Nun kommt Chris zurück, wild entschlossen, die beiden mit nach Südamerika zu nehmen. Doch Anne ist längst mit dem Spießer Berthold liiert und Dafne frisch verliebt.

Wie Helmut Berger als versponnener Altlinker mit seinen Utopien und Lebenslügen ringt, dabei seiner Frau wieder mal das Herz bricht und seiner Tochter fast die erste Liebe vermiest, ist auf melancholische Weise komisch, ohne ins Kitschige abzugleiten. Im Gegenteil, wenn sich Anne und Chris nackt und bekifft auf dem Wohnzimmerfußboden wälzen und alte Sponti-Zeiten beschwören, sind sie die Eltern, die sich manch einer heimlich gewünscht hätte.

Manchmal wirkt die Story allerdings etwas arg politisch bemüht und konstruiert: So entpuppt sich Dafnes blonde Spanischlehrerin pünktlich zum Jahrestag des Putsches als Exilchilenin mit politischer Botschaft, und die Mutter von Chris’ heimlichem Sohn Mark (Philipp Danne) ist auch noch lesbisch.

Aber man verzeiht es dem Film, wirkt er doch ansonsten dank der überzeugenden Darsteller angenehm authentisch und unprätentiös. Wohltuend ist auch, dass Regisseurin Janowitz, von dezenter Gitarrenmusik abgesehen, weitgehend auf den allgemein üblichen Klangteppich verzichtet.

Alles in allem also ein sympathischer und gelungener Film: keine künstlerische Offenbarung, kein cineastisches Meisterwerk, sondern intelligente Fernsehunterhaltung, die man sich an einem Freitagabend zur Hauptsendezeit gerne ansieht. Und das, obwohl Nina Hoger mitspielt.  MEIKE RÖHRIG