Heimvorteil RTL

Morgen, Kinder, wird‘s was geben: Am Samstag hagelt es wieder Deutsche Fernsehpreise. In diesem Jahr wollen die Privaten über ARD und ZDF siegen

von DIETER ANSCHLAG

Was hatte sich der große Hans Mahr, Informationsdirektor bei Europas erfolgreichstem Fernsehsender (RTL), im vergangenen Jahr aufgeregt: Hatte die Jury des Deutschen Fernsehpreises doch diese beiden öffentlich-rechtlichen Polit-Talkerinnen Sabine und Maybrit für ihr „Kanzler-Duell“ als beste ModeratorInnen im Bereich Information ausgezeichnet. Und nicht RTL-Nachrichtenmann Peter Kloeppel.

Der war zwar – immerhin – ebenfalls nominiert, aber noch nicht einmal für sein „Kanzler-Duell“ – das er zusammen mit N24-Chef Peter Limbourg geleitet hatte. Sondern „nur“ (und berechtigterweise) für seine Moderationsleistung am 11. September 2001. Bei der Preisvergabe setzten sich aber Christiansen und Illner durch. War das gerecht? Hans Mahr, berichteten Eingeweihte, fand das gar nicht.

Schwamm drüber, morgen stehen die Deutschen Fernsehpreise 2003 an, und es sieht so aus, als werde der Informationsbereich von RTL heuer seine Würdigung finden. Denn Peter Kloeppel ist in der Kategorie „Beste Moderation Information“ – gottlob hat die Jury da aufgepasst – erneut nominiert, diesmal schlicht für seine Präsentation von „RTL aktuell“.

Und es kommt noch besser, denn als Konkurrenz sind ihm keine so starken Gegenkandidatinnen zur Seite gestellt. Da ist zum einen Frank Plasberg mit „Hart aber fair“ (WDR), also eines Dritten Programms, trotz unbestrittener Bundesliga-Qualität der Sendung daher eher eine regionale Größe. Sowie Claus Kleber und Marietta Slomka vom „heute-Journal“ des ZDF. Das klingt schon etwas heftiger, zumal neben RTL bekanntlich auch ZDF, ARD und Sat.1 Auslober des Fernsehpreises sind.

Neue Preiskategorie

Doch dieses Jahr sind mit Preis-Ausrichtung und Gala-Übertragung (Sa., 21.15 Uhr, RTL) die Kölner Privatfunker dran. Und wer wollte dem Gastgeber einen kleinen Heimvorteil streitig machen. RTL hat schließlich schon bei den Nominierungen ganz toll abgeschnitten: Neunzehn Nennungen – 2002 waren es ganze neun. In der Kategorie „Beste Schauspielerin Sitcom“, die es im vorigen Jahr überhaupt nicht gab, sind gar ausschließlich RTL-Protagonistinnen nominiert. Da ist dem Sender also eine zweite Auszeichnung sicher. Und an „Deutschland sucht den Superstar“ kommt wohl auch keine Jury der Welt vorbei – Preis 3. Schließlich wäre da noch Irak-Kriegsreporterin Antonia Rados als vierte RTL-Preisaspirantin.

Insgesamt haben die Privatsender in diesem Jahr 39 Nominierungen geschafft – satte 13 mehr als 2002. Sie schnitten damit so gut ab wie noch nie in der fünfjährigen Geschichte des Fernsehpreises.

Jury sei Dank? – Immerhin war das bisherige Team, das teilweise direkt dem Marler Grimme-Institut entsprungen schien, in diesem Jahr völlig umgekrempelt worden. Jury-Vorsitzender ist jetzt Focus-Chef Helmut Markwort. Er hat das von RTL-Übervater Helmut Thoma verkündete 1. Gesetz des Privatfernsehens vom Wurm, der dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler, faktisch auf die Printbranche übertragen. Ihm sekundiert als Stellvertreterin Gisela Marx, die der ARD vor längerer Zeit den Rücken gekehrt hat, um mit ihrer Firma Filmpool zwei Drittel der Gerichtsshows fürs Nachmittagsprogramm zu bestreiten.

Moderator der Gala ist übrigens Günther Jauch, der in die lustige Situation kommen könnte, sich selbst zu beschenken: Er ist für den Publikumspreis nominiert. Doch dafür kann die Jury nun wirklich nichts.