Vertretung nicht aller Vertriebenen

betr.: „Jenseits von Frau Steinbach“, taz vom 5. 3. 09

Als damaliges Flüchtlingskind (mit zweieinhalb Jahren im Januar 1945 Flucht aus Ostpreußen nach Oberbayern) möchte ich verhindern, dass Frau Steinbach jemals die von ihr geforderte Position im Stiftungsrat erhält. Wir alle in Deutschland würden uns damit im Verhältnis zu Polen schwerste menschliche und politische Belastungen aufladen, die womöglich kaum mehr zu reparieren sein würden.

Der nicht repräsentative Bund der Vertriebenen mit seinen 2 Millionen (heute, früher waren es noch weniger) Mitgliedern, bei denen es sich durchaus nicht nur um Flüchtlinge oder deren Nachkommen handelt, gibt nun seit Jahrzehnten vor, „die Vertriebenen“ zu vertreten. Vom weit größeren Teil der Flüchtlinge (laut Statisches Jahrbuch 1952: Oktober 1946 ca. 6 Millionen, Oktober 1951 ca. 9 Millionen) wurde und wird dieser Anspruch keineswegs anerkannt.

Man ist entsetzt über die Dreistigkeit latent und auch immer wieder offen geschürter Grenz- und Rückgabeansprüche, die dieser Verein seinen Mitgliedern permanent suggeriert. Tatsächlich wird hierbei unter anderem alles für ein schleichendes Verleugnen der niederträchtigen Schamlosigkeit getan, in der Deutschland mit dem Missbrauch Polens den Zweiten Weltkrieg ausgelöst und mit allem anderen Grauen auch die Vertreibungen verschuldet hat.

VITA F. HEIDENREICH, Stuttgart