Friseurbesuch könnte Attentäter überführen

Mordfall Anna Lindh: Analyse einer Haarprobe des in Stockholm Festgenommenen verweist auf die Tatwaffe

STOCKHOLM taz ■ Im zweiten Anlauf könnte die schwedische Polizei der Aufklärung des Mordes an Außenministerin Anna Lindh näher gekommen sein. Nach gleichlautenden Informationen, die die Tageszeitungen Dagens Nyheter und Svenska Dagbladet gestern verbreiteten, hat ein Friseurbesuch die Ermittlungsbehörden auf die DNA-Spur gebracht, die den am Mittwoch Festgenommenen mit der Mordwaffe in Verbindung bringen könnte. Kurz nach der Tat hatte ein Mann einen Friseurladen im Einkaufszentrum „Salénhuset“, eine Querstraße vom Tatort „NK“-Kaufhaus entfernt, aufgesucht. Der Friseur hatte sich noch am Abend des Anschlags bei der Polizei gemeldet und auf den auffälligen Kunden hingewiesen. Eine interessante Spur deshalb, weil im gleichen „Salénhuset“ auch die Baseballkappe des „Videomanns“ aus den Kameraaufzeichnungen gefunden worden war. Kriminaltechnische Untersuchungen hatten offenbar eine DNA-Übereinstimmung zwischen gefundenen Haaren und dieser Kappe ergeben. Diese meint man über Zeugenaussagen, Unterlagen im Kriminalregister und Fingerabdrücke oder DNA-Spuren auf der Tatwaffe selbst mit dem Verhafteten in Verbindung bringen zu können.

Die Tageszeitung Aftonbladet will erfahren haben, dass die Polizei dem Mann in dieser Woche „eine DNA-Probe abnahm, ohne dass dieser es wusste“. Den 24-Jährigen, der heute dem Haftrichter vorgeführt wird, beschreiben Medien als Sohn jugoslawischer Einwanderer, der in Schweden nie Fuß fasste. Er stand mehrfach vor Gericht und wurde unter anderem wegen eines Messerüberfalls auf seinen Vater verurteilt. Er soll wegen einer psychischen Erkrankung in Behandlung gewesen sein.

Am Abend des Lindh-Überfalls hatte er eine psychiatrische Klinik aufgesucht und um Aufnahme gebeten. Er wurde mangels eines vorhandenen Platzes abgewiesen. Doch meldete sich das von ihm kontaktierte Personal einige Tage später bei der Polizei. Ein direkter Hinweis auf den Mann soll nach Informationen von Dagens Nyheter auch von einem Arzt des Betreffenden gekommen sein. Laut seinem Verteidiger Peter Althin bestreitet der Festgenommene die Tat.

REINHARD WOLFF