Tod nach Anschlag

Irakische Politikerin Akila al-Haschimi erliegt ihren Verletzungen. Debatte über Todesstrafe im Irak. Russland verlangt starke UN-Rolle

BAGDAD dpa/rtr/ap ■ Die irakische Spitzenpolitikerin Akila al-Haschimi ist fünf Tage nach einem Anschlag in Bagdad gestern ihren Schussverletzungen erlegen. Das teilte ein US-Militärsprecher in Bagdad mit. Haschimi saß als eine von drei Frauen im provisorischen irakischen Regierungsrat. Die schiitische Politikerin war am 13. Juli zusammen mit 24 anderen Mitgliedern des Rats von US-Verwalter Paul Bremer eingesetzt worden. Es war der erste Anschlag auf ein Mitglied des Regierungsrats. Haschimi, die dem Rat als unabhängige Expertin angehörte, war am Samstag beim Verlassen ihres Hauses angeschossen worden.

Bei einem neuen Anschlag auf ein Hotel im Zentrum der irakischen Hauptstadt wurden gestern ein somalischer Hotelangestellter getötet und zwei Personen verletzt. In dem Hotel „Aike“ ist ein Büro des US-Fernsehsenders NBC untergebracht. Ein Polizist sagte, der Sprengsatz sei direkt unter dem Fenster des NBC-Büros angebracht gewesen.

Großbritannien und die USA beraten einem Zeitungsbericht zufolge darüber, die Todesstrafe im Irak wieder in Kraft zu setzen. Die Regierungen reagierten damit auf Forderungen führender irakischer Politiker, die die Gesetzlosigkeit zügeln wollten, berichtete die Times.

Der Irak wird nach Worten von Russlands Präsident Wladimir Putin nur dann „den ihm angemessenen Platz in der Welt“ bekommen, wenn die Vereinten Nationen bei seinem Aufbau aktiv mitwirken. Nur dann hätten die Iraker „die Chance, unabhängig über ihre Zukunft zu entscheiden“, sagte Putin gestern vor der UN-Vollversammlung in New York. Es sei bemerkenswert und spreche für die Bedeutung der UN, dass die Irakkrise trotz der vielen unterschiedlichen Lösungsideen, jetzt wieder in das Spielfeld der UN zurückkehre.

Putin erklärte weiter, er habe seit vielen Jahren mit Hinweis auf Tschetschenien vor Terrorakten gewarnt. „Wurde Russlands Stimme vernommen?“, fragte Putin. „Hat jeder verstanden, wie groß die Bedrohung ist?“, und: „Waren die Anstrengungen angemessen?“. Er könne aus dem 11. September 2001 nur ein Nein als Antwort ableiten, sagte Putin. Die Terrorattacken in Moskau, New York, Tschetschenien und auf das UN-Hauptquartier in Bagdad trügen alle die gleiche Handschrift, und diese sei Russland „schmerzlich bekannt“.

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