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Dramatisierung der Form

Mit „No More Theatre“ endete der Wettbewerb Junge Regie. Der Preis ging an die Produktion von David Bösch

„Das ist doch kein Theater“, beklagten sich einige der Juroren, nachdem sie No More Theatre gesehen hatten. Damit hat das Stück den Auftrag erfüllt, der aus seinem Titel hervorgeht. Mit ihrer Inszenierung der Mathematik bestätigen die beiden Regisseur-SchauspielerInnen Christina Hänsel und André Eiermann das Gießener Konzept: Das dortige Institut für angewandte Theaterwissenschaften ist bekannt für die Dramatisierung des Formalen.

No More Theater ist eine Trilogie. Part eins: das Prinzip der Negation, des „no“. Eiermann trägt ein gleichnamiges Pappschild auf die schlicht schwarze Bühne, dreht es, zeigt dem Publikum mit „on“, dass es jetzt losgeht mit der Negation, das heißt mit dem Warten. Es passiert nämlich fast nichts, außer dass Eiermann das „on“ in ein „one“ verwandelt, also erster Akt, und schließlich ein “done“ draus macht. Pause. Eine alte Dame verlässt empört den Saal.

Das „more“ des zweiten Aktes verspricht mehr. „Mehr Action, mehr Musik, mehr Darsteller, mehr Naturalismus“, verkündet Christina Hänsel. Exemplarisch dargestellt am Märchen vom Fischer und seiner Frau. Gierhals Ilsebill will immer mehr: von der Hütte in die Burg, von der Burg ins Schloss und von dort in den siebten Himmel. Der Butt fordert vom Mann mehr Geschichten aus seinem Leben. „Mehr Spannung, mehr Leidenschaften, keinen Reim.“

Der Mann, nun in der Rolle des Fisches, mit einer hübschen Glubschaugenmaske behelmt, schluckt das Mikrophon, das wie der Deus ex Machina von der Decke herabgeschwebt kommt. Im Akt „Theater“ tänzelt das göttliche Mikrophon in der Luft und schmettert „Die Königin der Nacht“. Das setzt Lachsalven frei, denn plötzlich tauchen all die Diven vorm geistigen Auge auf, die sich je an der Superarie versucht haben.

Die Erklärung des Selbstähnlichkeitsprinzips anhand von Spitzkohl und Spirale andererseits bleibt im Formalen stecken. Die Performance macht sich an zu viele Grundsätze heran. So entglitt den beiden Gießenern auch der Preis des einwöchigen Wettbewerbs im Thalia in der Gaußstraße.

Ausgezeichnet wurde der 25-jährige David Bösch, Regiestudent an der Theater Hochschule Zürich mit seiner Umsetzung von Jessica Goldbergs Drama Fluchtpunkt. Begründung der Juroren: Die Inszenierung setze sich mit den Problemfeldern Jugend und Familie auseinander, ohne ins Soap-Opera-Klischee abzugleiten. Katrin Jäger

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