Dem inneren Gefühl vertrauen

Den Traumstudiengang gibt es nicht geschenkt. Wer sich nicht schon während der Schulzeit um die Studienwahl kümmert, hat später oft schlechte Karten. Wichtig ist es, darüber nachzudenken, welche Fächer einem schon in der Schule Spaß machen

VON MANDY KUNSTMANN

Die Abi-Zeit ist schon stressig genug. Doch je näher die Abschlussprüfungen rücken, umso näher rückt für viele Schüler die quälende Frage: „Was soll ich bloß studieren?“ Ob Theaterwissenschaft oder doch lieber Maschinenbau? Wer sich der Frage nach dem passenden Studiengang erst im letzten Moment stellt, hat schlechte Karten, das richtige Studium zu finden.

„Ist das Abitur einmal in der Tasche, ist es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, was man eigentlich studieren möchte“, weiß Dr. Michael Winteroll von der Studienberatung der Technischen Universität (TU) Berlin, „für eine Bewerbung bleiben dann gerade einmal vier Wochen.“ Der Studienberater spricht aus Erfahrung: Er selbst habe damals bei der Studienwahl so ziemlich alles falsch gemacht, was man so falsch machen kann. Heute gibt er jungen Ratsuchenden Tipps bei der Suche nach dem perfekten Hochschulplatz.

Seine Pappenheimer kennt Winteroll genau: „Keiner würde sich ein Handy so kaufen, wie viele ihren Studiengang wählen“, klagt er über die Gedankenlosigkeit unzähliger Jugendlicher. „Es wird gekauft, was auf der Schachtel steht. Die Jugendlichen achten auf coole Schlagworte, wie International Management oder andere Zusammensetzungen, in denen schicke Wörter vorkommen, aber nicht auf den Inhalt.“ Es sei kein Wunder, dass die Abbrecherquote der Studierenden so hoch ist.

Laut einer im Mai 2008 veröffentlichten Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) in Hannover brechen 21 Prozent der Studenten an Universitäten und Fachhochschulen ihr Studium vorzeitig ab. Gravierende Zahlen brachte eine Untersuchung der FU Berlin Anfang 2007 ans Licht, die den Erfolg der neu eingeführten Bachelorstudiengänge als Gegenstand hatte. 37 Prozent der Studenten brachte das Studium im Kernfach nicht zu Ende. Um Misserfolge zu vermeiden, rät der Experte unschlüssigen Jugendlichen: „Egal ob ihr in der 11., 12. oder 13. Klasse seid – kommt zur Studienberatung, aber macht euch vorher Gedanken!“

Die Leiterin der Studienberatung der TU Berlin, Marion Klippel, kennt die Sorgen der angehenden Akademiker ebenfalls. „Viele haben Angst, ihre eigenen Fähigkeiten könnten für das Wunschstudium nicht ausreichen.“ Meistens können die Befürchtungen der jungen Klienten aber mit einer einfachen Formel aus dem Weg geräumt werden: „Ihr geht auf die Uni, um etwas zu lernen und nicht um schon vorher alles zu wissen.“

Wer nicht genau weiß, wo seine Stärken und Schwächen liegen, muss keine aufwendigen Tests, wie sie im Internet oder in Zeitschriften angeboten werden, absolvieren. „Durch solche Selbstanalysen bekommt man nichts heraus, was man sowieso nicht schon über sich weiß“, spottet Berater Winteroll. Wichtig sei es, seinem inneren Gefühl zu vertrauen und einmal darüber nachzudenken, bei welchen Dingen man die Zeit vergisst. Die eine kann stundenlang Webseiten programmieren, der andere löst auch in seiner Freizeit komplizierte Rechenaufgaben. Die Jugendlichen kommen während der Schulzeit mit vielen potenziellen Bereichen der Arbeitswelt in Berührung. Seien es die Naturwissenschaften, Sprachen, Kunst oder Sport. Jeder Schüler weiß, welches Fach er oder sie nicht ausstehen kann oder welches die Fächer sind, für die man sogar die Freizeit opfern würde. Mit etwas Überlegung sollte sich die Frage nach den eigenen Fähigkeiten beantworten lassen.

Erste Anlaufstelle für Studieninteressierte ist also die Allgemeine oder Zentrale Studienberatung einer Hochschule. Sie informiert über Voraussetzungen, Inhalte und Anforderungen des Studiums und berät bei Zulassungsfragen sowie bei studienbedingten Schwierigkeiten aller Art. Die Adressen der Beratungsstellen sind auf den Webseiten der Hochschulen zu finden. Dort erfährt man auch, ob offene Sprechstunden angeboten werden oder ob man eine Terminvereinbarung braucht.

Die Hochschulwebseiten bieten zwar reichliche Informationen. Nichtsdestotrotz empfiehlt Winteroll allen angehenden Abiturienten, die Unis an den Tagen der offenen Tür zu besuchen (2. bis 3. Juni) und einen Blick in das Standardwerk „Studien- und Berufswahl“ zu werfen. Das „grüne Buch“ enthält unter anderem eine präzise Einführungen in alle Studiengänge an deutschen Hochschulen sowie Informationen zu Beschäftigungsmöglichkeiten und Arbeitsmarktentwicklungen.

Nützliche Internetlinks: www.planet-beruf.de, www.studienwahl.de, www.studieren-in-bb.de