vorlauf
: Der Maharadscha von Köln-Porz

„Die Musterknaben – 1000 und eine Nacht“ (20.15 Uhr, ZDF)

Die gute Nachricht zuerst: „Die Musterknaben“ alias Oliver Korritke & Jürgen Tarrach sind wieder da und verrichten als Hauptkommissare Docker & Dretzke immer noch ihren gewöhnungsbedürftigen Polizeidienst im Dschungel von Köln-Porz.

Die Figuren, das Milieu und die Geschichten sind immer noch so originell und schräg wie zum Auftakt 1996. Was auch darauf hindeutet, dass die Kontinuität bei den „Musterknaben“ -Machern – Ralf Hüttner (Regie und Koautor) und Dominic Raacke, der im Berliner „Tatort“ selbst als Kommissar zum Einsatz kommt (Buch), in diesem Fall für Qualität und nicht für Routine steht.

Dafür ist in der nunmehr dritten Auflage der Kultkrimis in Kauf zu nehmen, dass die eigentliche Story nur etwas langsam in Gang kommt. Macht aber nichts, schließlich müssen die beiden zunächst in Düsseldorf als vorbildliche Polizisten ausgezeichnet werden.

Bei dieser Gelegenheit wird Dretzke von einer Powerkollegin angebaggert und Docker kurzfristig vom BKA angeheuert: Er soll in die Rolle eines Maharadschas schlüpfen, der sich in Deutschland einer Operation unterzieht. Dretzke hat wiederum aufgrund seiner neuen Flamme Probleme, sich auf die Aufklärung des mysteriösen Todes von Dobermannwelpen zu konstruieren.

Wie die beiden Ordnungshüter eher zufällig bei einer Geschwindigkeitskontrolle doch noch einem veritablen Verbrechen indischer Finsterlinge auf die Spur kommen, erzählen Huettner und Raacke mit ausgesprochen leichter Hand. Mögen sie bisweilen auch etwas zu dick auftragen, so kann sich das Ergebnis in der Summe immer noch mehr als ansehen lassen. Denn was die schmale Gratwanderung zwischen Krimi und Persiflage angeht, macht auch diesen „Musterknaben III“ im deutschen Fernsehen keiner so leicht etwas vor.

Mit viel Mut zum Risiko werden die Grenzen zur Groteske gekonnt ausgereizt, ohne dass diese 90 Minuten zur Klamotte verkommen. In dieser Hinsicht dürfen wir gespannt sein, wann das ZDF die Abenteuer dieser leicht prolligen Sympathieträger als „Fernsehfilm der Woche“ fortsetzt. RAINER BRAUN