100.000 Liter Öl im Meer

Umweltkatastrophe in Australien: Kinderstube von Delfinen und Walen nach Schiffshavarie bedroht

SYDNEY taz ■ Was am Mittwoch als Krise begonnen hatte, ist seit Freitag eine Katastrophe. Die Regierung des australischen Bundesstaates Queensland löste am Freitag Katastrophenalarm aus, nachdem sich vor der Ostküste des Kontinents ein seit Mittwoch treibender Ölteppich weiter ausbreitete und Strände, Flussmündungen in bisher von Menschenhand kaum berührten Gebieten verschmutzte. Das Öl stammt aus dem Frachter „Pacific Adventure“, der am Mittwoch in schwerer See 31 Container mit dem Düngemittel Ammoniumnitrat verloren hatte. Einer der Behälter hatte beim Fall ins Meer die Treibstoffleitung des Schiffes zerrissen. Laut der Reederei liefen dabei etwa 20.000 Liter Schweröl ins Wasser.

Die Behörden sprechen inzwischen von der „größten Umweltkatastrophe in der Geschichte von Queensland“. Sie glauben, dass mindestens 100.000 Liter ins Wasser geflossen sind, wenn nicht sogar bis zu 500.000. Das Öl hat inzwischen einige der schönsten Strände Australiens verschmutzt. Vor allem die beiden bekannten Ferieninseln Moreton und Bribie sind betroffen, aber auch die Strände der Sunshine Coast. Diese Orte sind beliebt bei Touristen aus aller Welt. Wie der zuständige Minister Andrew McNamara am Freitag meinte, stehe „das Schlimmste noch bevor“. Noch Wochen lang werde Ölschlamm aus dem Meer an die Küsten gespült.

Das Gebiet um die Bucht von Moreton ist ökologisch von größter Bedeutung. Nicht nur die an anderen Orten bedrohten Flaschennasen-Delfine leben dort in großer Zahl, sondern auch Seekühe und eine Vielzahl von Vogelarten. Die Gewässer sind zudem von großer Bedeutung für Wale, da sie den Meeressäugern Schutz beim Gebären bieten. Die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh, will die Reederei strafrechtlich verfolgen und Schadenersatz in Millionenhöhe fordern. Bligh wird vorgeworfen, zu spät reagiert zu haben. Außerdem stelle sich die Frage, weshalb die „Pacific Adventure“ während des von einem Zyklon verursachten Sturms überhaupt unterwegs war. Der Frachter wurde am Freitag in den Hafen der Stadt Brisbane geschleppt, wo erneut Öl austrat.

URS WÄLTERLIN