Hausgemeinschaft ohne Altersgrenze

Der Kölner Verein „Wohnen mit Alt und Jung“ realisiert einen Traum: In Neu-Ehrenfeld soll ein Wohnhaus für alle Generationen entstehen. Für die einen ist das Projekt eine Alternative zum Altenheim, für die anderen Ersatzfamilie

KÖLN taz ■ Die Zahl der Single-Haushalte steigt, besonders in Großstädten nimmt die Anonymität – und damit oft die Vereinsamung – zu. Diesen Tendenzen will „Wohnen mit Alt und Jung e.V.“ entgegen wirken. Bereits seit Jahren bemüht sich der Kölner Verein, ein gemeinschaftsorientiertes Wohnprojekt für alle Generationen in der Stadt zu verwirklichen. Jetzt nimmt das Projekt konkrete Formen an: Zum zehnjährigen Bestehen, das jetzt gefeiert wurde, erhielt der Verein die endgültige Fassung der Baupläne für das geplante Traumhaus in Neu-Ehrenfeld.

In der Jakob-Schupp-Straße sollen ab dem Frühjahr insgesamt 30 barrierefreie Wohneinheiten entstehen. 12 Wohnungen sind freifinanziert, die restlichen 18 werden mit öffentlichen Mitteln gefördert. Außerdem sind Gemeinschaftsräume wie zum Beispiel ein Fitnessraum, eine gemeinsame Küche oder ein Werkraum geplant. Bauherr ist die „Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Ehrenfeld e.G.“, der das Grundstück gehört. „Es war das 38. Grundstück, das wir uns in den letzten zehn Jahren angesehen und bewertet haben“, berichtet Mechthild Zeltner, die „Wohnen mit Alt und Jung“ mitgegründet hat. Es sei sehr schwierig gewesen, ein geeignetes Areal zu finden, das den Wünschen des Vereins entsprach und gleichzeitig mit Mitteln aus dem öffentlichen Wohnungsbau finanziert werden konnte.

„Wir haben den Traum vom Wohnen mit einem lebendigen Miteinander der Generationen in guter Nachbarschaft“, fasst Mechthild Zeltner das Vereinsziel zusammen. Jeder Bewohner leistet dabei einen aktiven Beitrag für die Gemeinschaft. Für die Jungen soll etwa durch „Leih-Omas“ der Alltag weniger stressig werden. Die Älteren sollen möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben. Als Alternative zum Altenheim seien solche Wohnprojekte in jedem Stadtteil erforderlich, meint die Vereinsvorsitzende. „Erstmals wird in ein solches Wohnprojekt eine Pflege-Wohngemeinschaft integriert“, berichtet Zeltner stolz. Sieben pflegebedürftigen Bewohnern soll so ermöglicht werden, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, ohne auf die Hilfe eines Pflegedienstes zu verzichten.

Dies war für Christel Perschk der Grund, sich in den letzten zehn Jahren für das Projekt einzusetzen. Die heute 66-Jährige hatte damals in der ambulanten Pflege gearbeitet. Für sie stand fest: „Ich möchte nicht ins Altenheim.“ Auch im Alter will sie die Vielfalt des täglichen Lebens genießen. Christian Gärtner wünscht sich mit seiner Lebensgefährtin Karin Siefert mehr Kontakte in einer solchen Hausgemeinschaft. Auch ein Car-Sharing kann er sich vorstellen. „Nicht jeder muss alles haben“, ist der 37-Jährige überzeugt. „Ich habe weder Geschwister noch Kinder“, erzählt Mechthild Zeltner. Für sie soll die künftige Hausgemeinschaft zu ihrer Familie werden. Thomas Spolert