Spitzen statt Spitze

Überraschend starteten die HSV-Amateure in die Saison. Gegen Paderborn gab‘s die erste Niederlage

Hamburg taz ■ Dem HSV darf gratuliert werden. Erst kürzlich verlängerte der Aufsichtsrat den Vertrag des HSV-Sportchefs Dietmar Beiersdorfer um weitere drei Jahre. Warum, fragten sich einige ewige Kritiker. Die Performance des Profi-Teams war dieser Entscheidung kaum zuträglich gewesen. Noch vor wenigen Tagen dümpelte man auf dem letzten Tabellenplatz in der Bundesliga. Ein Ergebnis, das bei einschlägigen Fans immer den Reflex des „Alle raus!“ befördert. Ach, würden diese Nörgler sich mal die Mühe machen, sich die Entwicklung der Nachwuchs-Abteilung anzuschauen.

Nicht nur, dass der vermeintliche Abstiegskandidat aus der dritten Liga munter auf Platz drei in der Tabelle sein Unwesen treibt. Selbst wenn Spiele, wie das gegen Paderborn gestern mit 1:0 verloren werden, waren immerhin 1.100 Zuschauer erfreut über das Potenzial, was in den nächsten Jahren dem Profiteam zugeführt werden kann. Das ist mitnichten der alleinige Erfolg von Dietmar Beiersdorfer, aber doch ein von ihm angestoßener.

Wie sehr die Sache mit dem Erfolg in Hamburg öffentlichkeitswirksam übertrieben wird, bekam aber vor allem Regionalliga-Trainer Thomas Doll zu spüren. Der Ex-Profi wurde bereits zu einem ernsthaften Nachfolger für Profi-Coach Klaus Toppmöller hochgeschrieben, obwohl er in der vergangenen Saison gerade mal den Abstieg aus der Regionalliga verhindern konnte.

Aber nicht, dass der Erkorene nun beschwichtigen würde. Stattdessen beklagte er sich nach der Niederlage gegen den neuen Tabellenführer der Regionalliga, Paderborn, darüber, dass einige Spieler nicht fit genug gewesen seien. „Einige meiner Spieler hatten zu viele Spiele in der letzten Zeit“, beklagte sich Doll dolle. Und obwohl er eigentlich nicht ausführlicher darauf eingehen wollte, ließ er dann doch noch jeden wissen, dass er im Training ja kaum mit den Spielern arbeiten könne, weil die alle beim Toppi sind. Das sei zwar abgesprochen, aber was die da so trieben wüsste man ja nicht so genau. Man musste sich also Mühe geben, den Spitzen Dolls in Richtung Toppmöller ausweichen zu können. Was wohl nur daran lag, weil er gerade die Tabellenspitze verfehlt hatte. FOG