Theaterluft schnuppern

Beim Thalia Treffpunkt läuft mit Theaterkursen, Workshops und Gesprächskreisen Ende September die neue Spielzeit für jedermensch an – wie in jedem Jahr im Fahrwasser des Staatstheaters. Themen unter anderem: Gewalt, Ausgrenzung und Gruppenzwang

Der Triathlon am Wochenende hat es mal wieder gezeigt: Jedermänner und -frauen sind populär. Das Prinzip, etwas auszuprobieren, was man sonst nur aus der Ferne bestaunt, gibt es auch beim Theater. Seit 18 Jahren organisiert das Thalia Theater ein Kursprogramm für alle, die Theaterluft schnuppern wollen. In dieser Saison bietet der „Thalia Treffpunkt“ acht Theatergruppen und über 30 Workshops an. Die ersten Kurse beginnen Ende September.

„Der Schwerpunkt liegt beim Angebot für junge Leute“, erzählt Theaterpädagoge Herbert Enge. Ein Highlight sei das Jugendtheaterprojekt „Entdeckung trainieren: Reiher“. Die junge Regisseurin Andrea Udl nutzt Simon Stephens‘ Stück Reiher als Grundlage für Improvisationen zu den Themen Gewalt, Ausgrenzung und Gruppenzwang – eine Entdeckungsreise mit den Mitteln des Theaters. Enge: „Entdeckung trainieren könnte Motto des Thalia Treffpunkts sein.“ Bei allen Angeboten ist Neugierde Voraussetzung.

Dem Theater kann man sich beim Treffpunkt auf vielerlei Weisen nähern. Beim Tanztheaterkurs für Menschen ab 50 zum Beispiel. Oder bei gemeinsamen Theaterbesuchen und Gesprächen mit SchauspielerInnen und RegisseurInnen. Oder über praktisches Handwerk. Bühnenmaler Henning Sominka zeigt beispielsweise in zehn abendlichen Treffen, wie auf der Bühne Materialien wie Marmor, Mahagoni oder Beton imitiert werden.

Diese spezielle Art der Zuschauerbetreuung hat seit fast zwei Jahrzehnten alle Etatkürzungen des Staatstheaters überlebt. Doch längst ist das Angebot finanziell auf Kooperationen angewiesen. Im Bereich der integrativen Theatergruppen arbeitet man mit dem Verein „Leben mit Behinderung Hamburg“ zusammen. Viele der Kurse und Workshops finden sich auch im Programm der Hamburger Volkshochschule, die auch die DozentInnen bezahlt. Das Thalia liefert das Know-how und die Unterstützung durch die technischen Abteilungen.

Wie die Zusammenarbeit nach den vom Senat für die VHS verfügten Kürzungen weitergeht, ist allerdings noch unklar. Die VHS-Website erklärt lapidar, dass ab Januar die Ermäßigungen etwa für SchülerInnen und StudentInnen wegfallen könnten. Das käme einem „Eigentor“ für die Volkshochschule gleich, meint Enge. Die Aufführungen der Theaterkurse seien schließlich eine gute Werbung für die VHS. Das gemeinsame Ziel, junge Menschen fürs Theater zu interessieren, sei bei vollen Preisen stark gefährdet.

Christian Rubinstein

Anmeldung: 32 81 41 39 oder theaterpaedagogik@thalia-theater.deProgramm: www.thalia-theater.de