Immense Energien

Musikfest III: Los Otros und Jazz-Verwandtes

Explosiv präsentierten sich wieder die Konzerte des Eröffnungsabends des diesjährigen Musikfestes. Die ZuschauerInnen hatten sich den Spaß am Flanieren und Hören nicht nehmen lassen – trotz der inzwischen Nerv tötenden Baustellensituation. Und wenn auch nicht alle, alle kamen, so doch viele, sehr viele. Wie immer gab es die Qual der Wahl, weil sich Hochkarätiges an Hochkarätiges reihte und man nur drei von 21 Konzerten besuchen konnte.

Seit Jahren reicht es der Bremer Gambistin Hille Perl und dem Lautenspieler Lee Santana nicht mehr aus, die Musik der Zeit ihrer speziellen Musikinstrumente zu interpretieren und sie denken sich unter dem Namen „Los Otros“ (Die Anderen) performanceartige Projekte aus.

Dieses mal war unter dem Titel „Der Wolf im Schafspelz“ die Basis des 1725 erschienenen Schäferspiels „the Gentle Shepperd“ von Allan Ramsay, dessen Zeitkritik „Los Otros“ mit allerlei anderen poetischen Texten, Tänzen, Balladen und Liedern kombinierten, so dass eine abwechslungsreiche musikalisch-literarische Revue entstand.

So gut vieles gelang, ganz besonders die traumhaft gespielten musikalischen Teile von Hille Perl und Lee Santana, so fehlte dem Ganzen doch ein wenig mehr Überlegung für die Vermittlung. Man kann nicht davon ausgehen, dass recht pathetisch rezitiertes (Graham F. Valentine) altes Englisch einfach so verstanden wird und eine entsprechende Einführung im Programmheft gab es nicht. Trotzdem: eine mitreißende Idee.

Wechsel zu Kristjan Järvi, der als einer der konsequentesten heutigen Dirigenten gilt. Die MusikerInnen, die sich seit 1994 um den gerade zum neuen Chefdirigenten des Tonhalle-Orchesters Zürich gewählten 31-jährigen Esten scharen, sind als „Kristjan Järvi’s Absolute“ in Klassik wie Jazz gleichermaßen fit. So zu hören im Programm „Absolute Re-Mix“, mit dem Järvi im ausverkauften Innenhof des Landgerichtes seine immensen Energien in genussvoll jazzartige Musik von Gene Pritsker umsetzte.

Im letzten Konzert wurde Musik von Schumann, Grieg, Händel, Bach weitgehend unbearbeitet gespielt, aus der Daniel Schnyder seine Improvisationen herauswachsen lässt. Heikel vielleicht als Konzept, aber mit Schnyders Vorsicht und Empfindlichkeit funktioniert es. usl