Kollege, Mondlicht!

Prozess gegen dritten der Thüringer Beamten, die auf Bambule-Demo Kollegen in Zivil verprügelt haben sollen

Im Berufungsprozess gegen einen Thüringer Polizisten wegen einer Schlagstockattacke auf Kollegen hat eines der Opfer gestern vor dem Hamburger Landgericht über die Prügel berichtet. Zwei 30 und 31 Jahre alte Polizisten, die ebenfalls aus Thüringen stammen, waren wegen der Angriffe bereits vom Landgericht zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Nach der zunächst ergangenen Verurteilung durch das Amtsgericht zu zwölf Monaten wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt hatten sie gegen das Strafmaß Berufung eingelegt, weil sie bei dieser Strafe ihren Beamtenstatus verloren hätten. Nun könnten sie Polizisten bleiben.

Das Verfahren gegen ihren 24-jährigen Kollegen war abgetrennt worden. Dieser hatte seine Berufung nicht zurückgenommen und beteuert vor Gericht weiterhin seine Unschuld. Er ist noch nicht beamtet und könnte nach einem Schuldspruch sofort entlassen werden.

Die Erfurter Beamten waren am 16. November 2002 in Hamburg, um die hiesige Polizei bei Demonstrationen um den geräumten Bauwagenplatz „Bambule“ zu unterstützen. Dabei kam es zu dem Vorfall: Die Angeklagten sollen die als Demonstranten getarnten Kollegen zu Boden gebracht und geprügelt haben, obwohl diese das gemeinsame Kennwort „Mondlicht“ riefen.

Kopfschüttelnd hörte der 24-jährige Angeklagte gestern seinem schleswig-holsteinischen Kollegen zu. Dieser sagte, ein Beamter sei auf ihn zugestürmt und habe ihn mit einem Schlagstockhieb zu Boden gebracht. Bereits auf dem Boden liegend „bekam ich mindestens drei weitere Schläge“. Während der Prügelattacke habe er mehrfach „Kollege“ und das Kennwort gerufen. Er erlitt Prellungen und war zehn Tage lang krankgeschrieben, sagte der Beamte.

Wegen Helm und Mundschutz des Angreifers konnte er weder den Angeklagten noch einen anderen als Prügelpolizisten identifizieren. „Wären die Kollegen nach dem Vorfall zu mir gekommen, hätten es bedauert und sich entschuldigt, dann wäre es das für mich gewesen“, meinte der Zeuge. Der Versuch, die Identität der Beamten zu verheimlichen, habe ihn aber „persönlich sehr aufgebracht“. „Wir sind doch in einem Rechtsstaat“, rief er.

Der Prozess wird am 13. September fortgesetzt. dpa