Satelliten beäugen den Klimawandel

Wettervorhersagen sollen künftig viel präziser werden – dank neuer Satelliten, die jede Viertelstunde Bilder schicken

DRESDEN taz ■ „Der Klimawandel ist unbestreitbar“, sagt Uwe Kirsch, der Sprecher vom Deutschen Wetterdienst DWD. Nur was daran natürlich und was menschengemacht ist, sei noch umstritten. Genau das wollen die Wetterexperten nun mit Hilfe einer neuen Generation von Wettersatelliten ermitteln. Sie sollen eine bessere weltweite Klimaüberwachung und präzisere regionale Wettervorhersagen ermöglichen.

In dieser Woche veranstaltet die europäische Organisation für meteorologische Satelliten Eumetsat dazu gemeinsam mit dem DWD in Weimar eine Konferenz. Sie findet rund ein Jahr nach dem Start des ersten von vier so genannten MSG-Satelliten statt, die das seit 1977 arbeitenden Meteosat-System ablösen sollen. MSG-1 liefert – nach kleineren Pannen bei Inbetriebnahme – seit Mai dieses Jahres digitale Bilder im Viertelstundentakt. Das sind Bilder, die in dichterer Folge und höherer Auflösung als bisher übermittelt werden. Anfang nächsten Jahres sollen alle Systeme laufen.

„Die neuen Daten werden langfristig Leben und Geld retten“, sagte Eumetsat-Generaldirektor Tillmann Mohr. Aus der langfristigen Klimabeobachtung könnten Modelle für die Landwirtschafts- und Forstverwaltung, die Wasserwirtschaft und die Energieversorgung errechnet werden. Kurzfristig könnten Extremereignisse wie Stürme, Nebel oder Starkniederschläge genauer vorhergesagt werden. Unwetterwarnungen, deren mangelhafte Genauigkeit beispielsweise noch beim deutschen Hochwasser im August des vorigen Jahres kritisiert worden waren, könnten besser werden.

Vor allem der Deutsche Wetterdienst war damals in die Kritik geraten. In Sachsen waren nach der Flut auch private Konkurrenten im Gespräch. Ein Anbieter ist Jörg Kachelmann, er aber verfügt auch über keine andere Datengrundlage als der DWD. Kachelmann sieht seine Vorteile in den für Wettervorhersagen notwendigen großen Rechnerkapazität.

Die Infos des DWD, das zum Bundesverkehrsministerium gehört, bleiben auch in Zukunft für Ämter und Behörden die Entscheidungsgrundlage, versicherte gestern Sprecher Kirsche. Die Bundesregierung lässt sich die neue Satellitengeneration jedenfalls viel kosten: Allein in diesem Jahr zahlt sie 53 Millionen Euro, was einem Anteil von 22,7 Prozent entspricht. MICHAEL BARTSCH