Da waren es nur noch Gebührenfans …

Hans Zehetmair war ein Bollwerk gegen Studiengebühren. Nach seinem Abgang beherrschen die Anhänger des Bezahlstudiums Bayerns Uni-Szene

MÜNCHEN taz ■ Wenn es gegen das bezahlte Studium ging, war Hans Zehetmair unnachahmlich. Als die Fans von Studiengebühren jüngst wieder einmal die Vorzüge ihres Modells lobten, konterte der Wissenschaftsminister: „Im Übrigen würde das Wissenschaftsministerium gern die Garantieerklärung eines einzigen Finanzministers sehen, dass die durch Gebühren (…) erzielten Einnahmen in vollem Umfang bei den Hochschulen bleiben.“ Das ist, jenseits aller Detailfragen, der entscheidende Punkt der Gebührendebatte: Wer kriegt das Geld, das den Studenten aus der Tasche gezogen wird – der Staat oder die Unis?

Doch jetzt ist Zehetmair weg, um als Kreisrat in Erding Politik zu machen. Und die Münchener politische Bühne wird beherrscht von Gebührenfans. Paul Wilhelm (CSU) etwa, Vorsitzender des Hochschulausschusses im Bayerischen Landtag, plädiert für deren Einführung. Genau wie der Vorsitzende der Bayerischen Rektorenkonferenz, der Rektor der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann. Er war schon einmal Ministerkandidat für Stoiber, jetzt wird er als ein potenzieller Nachfolger Zehetmairs gehandelt.

Herrmann lässt nichts unversucht, die Studiengebühren in die Diskussion zu bringen. Vergangenen Dezember stellte er ein Modell vor, mit dem die TU München auf eigene Faust „Bildungsbeiträge“ für das Studium erheben könnte. Zehetmair warf Herrmann daraufhin vor, bei seinen Sandkastenspielen fehle ein tragfähiges Konzept für eine flächendeckende Finanzierung der Stipendien. „Die Technische Universität müsste 228 Millionen Euro plus Zinsen im Jahr aufbringen“, um ihr Konzept finanzieren zu können. Bayerns Hochschulen bräuchten gar einen Kapitalstock von 7 Milliarden Euro – wenn 30 Prozent der Studenten ein Stipendium beantragen würden, um 500 Euro pro Semester bezahlen zu können.

Für die Erhebung von Gebühren ist auch Karl-Dieter Grüske, Rektor der Universität Erlangen-Nürnberg. Eine Studie der Uni Erlangen zusammen mit dem Centrum für Hochschulentwicklung errechnete die finanziell positiven Effekte von Studiengebühren: Bei Einnahmen von 18,5 bis 20,8 Millionen Euro jährlich könnte die Uni Erlangen 293 neue wissenschaftliche Mitarbeiter oder 522 Tutoren einstellen. Eine ähnliche Studie liegt auch für die Uni Bayreuth vor.

Professor Grüske hat ausgerechnet, dass Akademiker bei Einbeziehung ihrer Steuerzahlungen je nach Berechnung und Studiengang nur zwischen 10 und 40 Prozent ihres Studiums selbst tragen – ohne ihre Ausbildungsvorteile auch nur annähernd zurückzuzahlen. Da Nichtakademiker, so Grüske, „gleichzeitig hohe Anteile der akademischen Ausbildungskosten übernehmen, kommt es zu einer langfristigen Umverteilung von unten nach oben.“ Unterstützt wird Grüske von Hans-Ulrich Küpper. Der Betriebswirt an Münchens Ludwig-Maximilians-Uni und Leiter des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung möchte über Gebühren Studentenströme besser steuern. Studenten sollten Kunden jener Unis werden, die gute Studienangebote haben. Durch Gebühren würden zudem Anreize geschaffen, schneller und effektiver zu studieren. GERD L. ENDRES