Lernen als Freizeitspaß

Noch nie haben die Menschen in Nordrhein-Westfalen so viel Geld und Zeit in ihre berufliche Weiterbildung gesteckt wie im vergangenen Jahr. Auch der Staat investiert ins Zusatzwissen

VON SALVIO INCORVAIA

Weiterbildung ist nordrhein-westfälischen Arbeitnehmern zunehmend wichtig: Sie opfern Geld und Freizeit für neues Wissen. Die Ausgaben für berufliche Bildung sind in den vergangenen beiden Jahrzehnten in NRW drastisch angestiegen. Sowohl die öffentliche Hand als auch Privatpersonen haben für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen tiefer in die Tasche gegriffen.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn werden die öffentlichen Kassen vor allem durch eine größere Förderung von mehr Ausbildungsplätzen belastet. So stieg die staatliche Finanzierung von Auszubildenden zwischen 1980 und 2002 um 143 Prozent an. Bund, Länder und die Bundesagentur für Arbeit gaben demnach für Bildung und Weiterbildung im Jahr 2002 rund 10 Milliarden Euro aus; 1980 waren es noch 4,1 Milliarden Euro.

Deutlich gestiegen sind auch die privaten Ausgaben für das bessere Know-How. Im Jahr 2002 wurden rund 13,9 Milliarden Euro von insgesamt 27,8 Millionen Personen in Deutschland für die eigene Fortbildung aufgewendet. Pro Teilnehmer fielen dabei Kosten in Höhe von 502 Euro an. Rund 39 Prozent nahmen an Lehrgängen im eigenen Betrieb oder in Weiterbildungseinrichtungen teil.

Kongresse oder Fachmessen besuchten über ein Viertel der Arbeitnehmer. 23 Prozent lernten eigenständig mit Lehrbüchern, Lernsoftware oder über das Internet. Im Jahresdurchschnitt bildete sich jede erwerbsnahe Person 1,4 Mal weiter.

Der Zeitaufwand ist dabei enorm: Auf 138 Weiterbildungsstunden pro Jahr kommen die Teilnehmer im Schnitt. Dabei fällt die Hälfte in die Freizeit mit 74 Stunden, weitere 59 lernen in unbezahlten Überstunden, Information, Vor- und Nachbereitung sowie Fahrtzeiten. Insgesamt verlieren Menschen 133 Stunden Freizeit pro Jahr für ihre berufliche Weiterbildung.