Riesen fliegen künftig gemeinsam

Der größte Luftfahrtkonzern Europas entsteht: Die französische Air France und die niederländische KLM wollen fusionieren. Die Manager freut es, die Beschäftigten aber müssen um ihren Job bangen. Die deutsche Konkurrenz schaut derweil gelassen zu

aus Paris DOROTHEA HAHN

Es wird ein Gigant. Wenn die gestern in Paris angekündigte Fusion zwischen der französischen Luftfahrtgesellschaft Air France und der niederländischen KLM so klappt, wie es die Spitzenmanager wollen, wird der vereinigte Konzern im kommenden Frühjahr den ersten Platz in Europa und einen der ersten weltweit einnehmen. Künftiger Name: „Air France-KLM“.

Die deutlich größere Air France wird 80 bis 85 Prozent der KLM übernehmen. Die Niederländer, deren Unternehmen hoch verschuldet ist, werden umgekehrt 15 bis 20 Prozent an der Air France bekommen. Der Umsatz liegt – addiert man die Ergebnisse der Gesellschaften aus dem letzten Jahr – bei 19,2 Milliarden Euro. Er ist damit der weltweit größte aller Flugunternehmen. Der Riese wird 540 Flugzeuge betreiben, 226 Ziele anfliegen und mehr als 100.000 Menschen beschäftigen.

Für die rechte Regierung in Paris bietet die Operation den angenehmen Nebeneffekt, dass die jetzt noch mehrheitlich staatliche Air France so de facto privatisiert wird. Ihr Anteil am Air- France-Kapital wird von jetzt 54 Prozent auf voraussichtlich 44 Prozent sinken.

Seit Monaten wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt. Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta, der auch künftig Direktor sein soll, schwärmte dann gestern von den „Synergie“-Effekten. Doch was für Manager ein positiver Begriff ist, ist für Beschäftigte bedrohlich. Fluggesellschaften haben fixe Kosten für Ankauf, Wartung und Betanken ihrer Maschinen. Am leichtesten lässt sich deshalb der „Kostenfaktor“ Beschäftigte beeinflussen, heißt: Ihre Zahl wird drastisch sinken. Gewerkschaften vermuten, das sei auch eines der Hauptziele der Operation. Die Möglichkeiten: Geschäftsbereiche in Verwaltung und Technik können zusammengelegt werden. Viele Flugrouten ebenso. Denn tatsächlich sind die Fluggesellschaften bislang Konkurrenten. Sie bedienen zumeist dieselben Routen im innereuropäischen, nordamerikanischen und asiatischen Geschäft.

Auch Börsianer bewerten die Fusion – noch müssen die Vollversammlungen der beiden Aktiengesellschaften zustimmen – nicht durchweg positiv. Finanzanalysten in Paris sprachen gestern von „unwägbaren finanziellen Risiken“. Und so stürzten die Aktien von Air France gestern ab. Als Beleg dafür, wie schwer es ist, einen derartigen Giganten zur Luft zu verwalten, nennen die Analysten die Probleme bei den American Airlines.

Für die Kunden wird mit der Fusion schließlich ein weiteres Stück Wettbewerb in Europa wegfallen, nachdem die belgische Sabena bereits verschwunden ist. Für die deutsche Konkurrenz dürfte sich durch die Fusion zunächst wenig ändern. Die Lufthansa ist zwar mit ihren Fusionsversuchen in der Schweiz gescheitert. Doch steht sie dank ihrer internationalen Star Alliance, einer Kooperation mit Fluglinien weltweit, relativ gut da. Diese Unternehmen in dieser Allianz befördern alljährlich 300 Millionen Passagiere. Das ist der erste Platz weltweit.