Gekicher im Club

Das Schweizer Elektro-Duo „Saalschutz“ bringt „Diskonik“ nach Hamburg

Wenn er nicht schon vorbei wäre, wir hätten für den Wettbewerb „Das schönste deutsche Wort“ noch etwas anzubieten. Aus Zürich nämlich kommt uns eine neue Vokabel zu Ohren, die brachial zusammenschweißt, was doch lieber getrennt bleiben wollte: „Diskonik“ heißt das Wörtchen und meint eine Synergie aus Disko und Elektronik.

Das ist zwar nicht schön, aber einigermaßen originell, und genauso hört sich „Diskonik“ auch an. C-64-Bleep-Gewitter scheppern im Hintergrund, vorne regnen deutsche Texte rein, und bevor der Hörer ins Trockene flüchten kann, wird er durch einen Hauruck-Tanz-Rhythmus auf den Tanzboden gezwungen. Die Hüfte wippt, die Finger schnippen, ein Grinsen im Gesicht: Diskonik ist here.

Auch die Erfinder dieses debil-unterhaltsamen Musikstils tragen einen schönen Namen: Saalschutz. Hinter diesem Kompositum steckt keineswegs eine insolvent gegangene Bodyguard-Truppe, sondern zwei junge Züricher, die sich als Akas DJ Flumroc und M.T. Dancefloor vorstellen. In Schweizer Studentenkreisen haben sie mit ihren Elektro-Geschrammel plus postpubertären Selbstverliebheiten („Ich will den ganzen Tag nur Saalschutz hören, ohne Saalschutz machen nichmal Drogen Spaß“) für mehr Kichern im Club gesorgt. Das hat ihnen Mut gemacht. Deshalb sind sie jetzt mit ihrem ersten Album (Das ist nicht mein Problem, erschienen bei Zickzack) auf Deutschlandtour.

Ob sie dabei ihre zusammengestöpselte Roboter-Maskerade tragen wie bei ihren ersten Auftritten vor rund drei Jahren – wir werden sehen. Die frühe Ganzkörpervermummung erinnerte ein bisschen an The Residents, und Querverweisen auf andere Musikgrößen sind Saalschutz niemals abgeneigt. Ihr Stück „19, 9 & 90“ wollen sie als Prince-Zitat verstehen (genau, der hatte mal einen Hit mit „1999“), und sich selbst, das Elektronik-Duo, ordnen sie gattungsgeschichtlich mal eben bei Egoexpress oder Daftpunk ein.

Vollmundige Vergleiche. Die sind aber schnell verziehen, weil die Disko-Elektro-Pop-Schmonze von Saalschutz sowieso nichts ernst meint. Und weil gesundes Selbstbewusstsein immer ein Garant für einen kurzweiligen Live-Auftritt ist. Andrea Mertes

heute, 23 Uhr, Weltbühne