nebensachen aus brandenburg (8)
: Werkeln & Wandern: Teltow-Fläming

In Brandenburg wird am 19. September ein neuer Landtag gewählt. Die taz stellt bis zur Wahl die 14 Brandenburger Landkreise vor. Heute: Teltow-Fläming.

Teltow-Fläming ist die Werkbank Brandenburgs: an den Autobahnanschlüssen am südlichen Berliner Ring reihen sich Industriebetriebe aneinander, und das im tiefen Brandenburg liegende Baruth, Namensgeber des dortigen eiszeitlichen Urstromtals, ist ein wichtiges Zentrum der holzverarbeitenden Industrie.

Wichtigstes Standbein aber sind die großen Industriebetriebe zwischen Potsdam und Schönefeld. Allein die Rolls-Royce-Triebwerkfabrik in Dahlewitz erwirtschaftet rund ein Fünftel aller Brandenburger Exporte. Bei der MTU in Ludwigsfelde werden Gasturbinen und Triebwerke gewartet. DaimlerChrysler lässt im gleichen Ort Transporter zusammenschrauben, und ThyssenKrupp fertigt Karosserieteile. In den beiden Unternehmen der Metallindustrie streikten 2003 die Beschäftigten für die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland – ohne Erfolg, auch wegen der mangelnden Unterstützung aus dem Westen. Ein Jahr später wurde in zwei westlichen Siemenswerken die 40-Stunden-Woche wieder eingeführt – ohne Lohnausgleich.

Wenn sie nicht streiken, sind die Arbeiter des Kreises vor allem eines: fleißig. Die DaimlerChrysler-Mitarbeiter sind im Schnitt besser ausgebildet und billiger als im Westen, und sie werden am seltensten krank. Die Wirtschaft wächst wie sonst fast nirgendwo im Osten – und stärker als in vielen Orten im Westen. Kein Wunder, dass Teltow-Fläming regelmäßig von einschlägigen Magazinen zum „Wachstumsmeister“ gekürt wird.

Sogar beim Fußball konnte der Kreis für eine Überraschung sorgen. Der Ludwigsfelder FC – in der vergangenen Saison als fairste Mannschaft Brandenburgs geehrt, weil seine Spieler am wenigsten foulten – konnte für diese Spielzeit den ehemaligen deutschen Nationalstürmer Jörg Heinrich verpflichten. Statt in der Champions League kickt der 34-Jährige nun in der vierten Liga – aus Spaß an der Freude. Nach dem Ende seiner Profi-Karriere will sich Heinrich fit halten und in der Nähe Berlins niederlassen, heißt es.

Fit halten können sich die Teltow-Fläminger auch auf der bekanntesten Touristenattraktion des Landkreises: dem Fläming-Skate. Sie zeigt, dass man nicht nur mit Werkbänken Geld machen kann, zieht der mehr als hundert Kilometer lange Skater-Rundkurs zwischen Luckenwalde und Jüterbog doch immer mehr Freizeitsportler und Wanderer auf Rollen an. Aus Holland kommen sogar Spitzenkräfte des Skate-Sports angereist, um im Fläming zu trainieren. Kein Wunder: Auf neuen glatten Asphaltwegen durch nahezu unberührte Natur schweben – das ist einfach toll. Danke, Teltow-Fläming!

RICHARD ROTHER

Morgen: Potsdam-Mittelmark