Guantánamo und anderswo

Eine interne Untersuchung der US-Army, deren Ergebnisse gestern in Teilen vorgestellt wurden, gibt an: Acht „Geistergefangene“ und vermutlich bis zu hundert weitere Fälle seien in Abu Ghraib und anderen Gefängnissen ohne offizielle Registrierung inhaftiert gewesen. Dies ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges: 53 US-Gefangenenlager für Terrorismusverdächtige hat „Human Rights First“ ermittelt: in Afghanistan, Kuba, Irak, Pakistan, Jordanien, im eigenen Land und auf zwei Marineschiffen. Allerdings ist nicht einmal die Existenz aller Lager offiziell bestätigt: 19 sind nur aus anderen Quellen bekannt. Wie viele Menschen dort sind, ist auch nicht sicher. Das Rote Kreuz hat keinen Zugang. Das internationale Recht verbietet geheime Haft streng. Eigentlich gilt es auch in den Vereinigten Staaten. Das amerikanische Verfassungsgericht hat den Inhaftierten inzwischen rechtliches Gehör garantiert. Der Anwalt der US-Regierung hatte im Verfahren noch behauptet, Missbrauch von Gefangenen sei kein Thema: „Vertrauen Sie einfach.“ Am selben Abend zeigte das amerikanische Fernsehen die ersten Fotos aus Abu Ghraib.Zahlreiche Staaten haben das Vertrauen trotzdem nie verloren und die Zeit, in der ein Verdächtiger ohne richterlichen Beschluss in Haft bleiben und verhört werden darf, um Stunden, Tage oder Wochen verlängert. MAD