wirklich jede musik
: Järvi in Residence

„Es gibt nur zwei Arten von Musik: schlechte und gute“, sagt selbstbewusst der 31-jährige Kristjan Järvi, dieses Jahr neben dem Dirigenten Marc Minkowski „Artist in Residence“ des Musikfestes. Den „Artist in residence“ kennzeichnet derzeit eine circa zehntägige Anwesenheit für mehrere Konzerte in Bremen, aber daraus soll mehr werden: „Es sollen Kurse für StudentInnen angeboten werden“, so Intendant Thomas Albert, „und aus ,Kristjan Järvis Absolute‘ soll ein großes Orchester werden“.

Und zwar mit Järvis Repertoire. Und das meint jede, wirklich jede Musik, die „gut“ ist und Spaß macht. Järvi, der im Alter von acht Jahren mit seiner Familie aus Estland emigrierte und im musikalischen Schmelztiegel New York aufgewachsen ist, ist überzeugt, dass „wir eines Tages unser Publikum verlieren“, wenn nicht „experimentiert, gesucht, probiert und ein Risiko genommen wird“. „Konzerte ohne weiße Handschuh“, nennt er das. Und da erklingt klassische Musik, zum Beispiel Haydn („der ist einer der größten Neuerer der Musikgeschichte“), Jazz, Rockarrangements, zeitgenössische Musik und vieles mehr.

Die interpretatorische Energie, mit der Järvi seiner umfassenden Musikbegeisterung Ausdruck verleiht, hat geradezu magische Wirkungen auch aufs Publikum. Und erfüllt vollkommen, was sich Albert unter seinen „Artists in Residence“ vorstellt: „Ich will weg von diesem ,einmal gespielt und vergessen‘. Ich suche Vertiefungen, für alle.“

Da sind mit Marc Minkowski und Järvi deutliche Zeichen gesetzt, die auch vom Publikum eine andere Neugier und Flexibilität erwarten. Ute Schalz-Laurenze