„Pilzförmige Wolke“

Seltsame Explosion im Norden von Nordkorea gesichtet. Erste Mutmaßungen über Atomtest nicht bestätigt

TOKIO/SEOUL taz/rtr ■ In Nordkorea soll sich am Donnerstag eine gewaltige Explosion ereignet haben. Dies meldete gestern die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Satelliten hätten nach der Detonation im Nordosten des abgeschlossenen Landes eine pilzförmige Wolke mit einem Durchmesser von bis zu vier Kilometer über einem unterirdischen Militärstützpunkt im Bezirk Kimhyungjik in der Provinz Ryanggang im Norden des Landes aufgenommen.

Laut Yonhap, die sich auf „informierte Kreise“ in Seoul und Peking beruft, hätten die USA einen Atomwaffentest als Ursache nicht ausgeschlossen. US-Außenminister Colin Powell sagte später jedoch: „Nach unserem besten Wissen und Gewissen haben sie keinen Test gemacht“.

Nach Angaben der Meteorologischen Anstalt in Südkorea wurden keine Erschütterungen der Erde aufgezeichnet, die auf einen Atomtest im Norden hinwiesen. Das Geologische Forschungsinstitut in Golden/Colorado äußerte sich ähnlich. „Wenn es eine Atombombe gewesen wäre, wäre dies überall auf der Welt bemerkt worden“, sagte ein Mitarbeiter der Bebenwarte.

Die New York Times schreibt in ihrer gestrigen Ausgabe, US-Geheimdienste hätten kürzlich verdächtige Vorkommnisse an nordkoreanischen Militäreinrichtungen registriert. Einzelne Experten interpretierten diese als Vorbereitungshandlungen für einen Atomwaffentest. Südkoreanische Medien spekulieren, Nordkorea habe womöglich den 56. Jahrestag der Staatsgründung vom letzen Donnerstag für einen Atomtest benutzen wollen.

Aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang lagen zunächst keine Berichte über eine Explosion vor. Nach dem Zugunglück vom 22. April, bei dem mindestens 170 Personen getötet wurden, verstrichen allerdings drei Tage, bis sich das kommunistische Regime dazu vernehmen ließ. KAM