Chansons direkt aus dem Herzen

Zum ersten Mal gastiert das „Francophonic Festival“ in Köln. Fünf Tage lang rocken und poppen französischsprachige Bands in den Clubs der Stadt. Den Anfang machen morgen Abend die Belgier

von Oliver Minck

O la la! Von Mittwoch bis Sonntag wird Köln zu einer französischen Enklave. Zumindest in musikalischer Hinsicht. Denn das nach dem großen Erfolg vom letzten Jahr in Berlin nun erstmalig auch in der Domstadt über die Bühne gehende „Francophonic Festival“ bietet fünf Tage lang französischen Musikexport vom Feinsten. Neben einer Vielzahl privater französischer Sponsoren sind vor allem das Bureau Export de la Musique Française, das Kölner Institut Français und der Kölner Stadtgarten die Motoren des Festivals.

Eigentlich ist Köln schon lange reif: Die Labelbetreiber, DJs und Konzertveranstalter von „le pop“ sorgen hier seit geraumer Zeit für die Verbreitung geschmackvollen französischen Liedgutes abseits sporadischer französischsprachiger Charterfolge. Von einer Nouvelle Scène Français ist gar die Rede – einer jungen französischen Musikergeneration, der es gelingt, den traditionellen französischen Chanson zu entstauben und in eine zeitgemäße, zukunftsgewandte Richtung zu drehen.

Den Beweis antreten möchten nun rund 20 Acts aus dem französischsprachigen Raum, die sich im Studio 672 des Stadtgartens und im Club Camouflage die Klinke in die Hand geben werden. Unterstützt werden sie dabei von einheimischen DJs.

Zum Auftakt am Mittwoch wird zunächst einmal den Belgiern Vortritt gelassen: „Ming“ machen minimalen, bezaubernden Elektropop und waren in Deutschland schon öfter auf Tour. „Jeronimo“ (Indierock), „Ghinzu“ (Noisepop), „Starflam“ (Rap) und „Sweek“ (Krautrock) sind allesamt big in Belgien, hierzulande aber noch Unbekannte.

Am Donnerstag dann HipHop satt: Joey Starr wird ordentlich einen auf dicke Hose machen, immerhin gilt der Rapper in Frankreich als unbestrittener Chef im Ring. Zuvor geben „13chamba“ ihre Raps mit afrikanischen Einflüssen zum Besten. Zu späterer Stunde gibt es im Camouflage punkigen TechHouse mit „Les Clones“ und „The Penolopes“ auf die Ohren.

Mit Dominique A bietet der Freitag eines der großen Festival-Highlights. Die Chansons des Meisters sind wirklich frisch und kommen direkt aus dem Herzen. Im Vorprogramm: „Question d‘humeur“, eine junge Band, die es tatsächlich wagt, auf Englisch zu singen. Nachts geht es dann wieder ins Camouflage zum französisch-kölschen Elektroclash des Labels „Kompakt“. Für Frankreich spielen „Ark“, „Krikor“ und „Cabanne“, für Köln Tobias Thomas und Michael Mayer. Der Samstag bietet zuckersüßen Pop von weiblichen Vertretern der Chanson-Zunft: Coralie Clément ist die kleine Schwester von Benjamin Biolay, der auch für die Lieder ihres neuen Albums verantwortlich ist. Héléna ist in ihrer Heimat auch schon als Model und TV-Moderatorin bekannt. Jetzt frönt sie in ihren Songs der Leichtigkeit des Seins. Zum Festivalabschluss am Sonntag gibt es dann eine Reise in die entlegenen Regionen Frankreichs: „I Muvrini“ („Die kleinen Wildschafe“) sind mit ihrem Ethnopop auf Korsika Megastars. Von der Insel La Réunion im indischen Ozean kommen die Word-Music-Künstler Davy Sicard, Tatjana Ehrlich und Leilla Négrau.

„Francophonic Festival“: 15. bis 19.9., Stadtgarten (Venloer Str. 40, Tel. 0221 /95 29 94-0), Club Camouflage (Große Sandkaul 24-26, Tel. 0179/833 63 04), Infoline 030/44 03 53 61 oder www.francophonic.de