Vattenfall zieht sich noch einmal zurück

Das Lausitzdorf Lakoma soll dem Braunkohleabbau weichen. Proteste verhinderten die Übergabe der Häuser

BERLIN taz ■ Der Triumph in der Stimme der Robin-Wood-Aktivistin war kaum zu überhören: „Wir hatten mit dem Schlimmsten gerechnet, aber jetzt ist hier richtig gute Stimmung“, sagte Alexa Kessler von der Umweltschutzorganisation gestern der taz.

„Hier“ meinte das Lausitzdorf Lakoma am Stadtrand von Cottbus. Seit mehr als zwanzig Jahren soll das Dorf dem Braunkohleabbau weichen. Nachdem die Bewohner den Ort zum größten Teil verließen, zogen überwiegend Jugendliche ab 1992 in die leeren Häuser ein. Die Nutzungsverträge mit dem damaligen Energiekonzern Laubag liefen Ende September 2003 aus. Der Laubag-Nachfolger Vattenfall kündigte nun für gestern Vormittag Übernahme und Abriss bewohnter Häuser in Lakoma an.

Zur Verwunderung der Lakomaer passierte aber nur wenig. Eine Vattenfall-Mitarbeiterin übernahm zwar zunächst zwei Grundstücke. Doch dann sei sie verschwunden, ohne die anderen Immobilien – darunter das kulturelle Zentrum der Besetzer, die Kulturscheune – für den Energiekonzern in Besitz zu nehmen, sagte Rene Schuster vom Lacoma-Verein. Eines der beiden Grundstücke sei daraufhin wieder besetzt worden. Sieben Grundstücke blieben bewohnt.

Für Alexa Kessler ist das ein klarer Erfolg der gestrigen Proteste in und um Lakoma. Die Umweltschutzorganisation hatte am Morgen an der Bundesstraße 97 nach Lakoma ein Banner mit der Aufschrift „Kultur statt Kohle, Lacoma statt Vattenfall“ aufgehängt. Im Dorf versammelten sich zur gleichen Zeit etwa 100 Menschen, um gegen den Abriss zu protestieren. „Vattenfall habe nun gesehen, dass das hier nicht in aller Stille abläuft“, kommentierte Kessler die Situation.

Wie lange sich die Lakomaer an dem Erfolg erfreuen dürfen, ist aber fraglich. „Theoretisch kann Vattenfall jederzeit kommen und die Häuser abreißen“, sagte Rene Schuster. Dennoch werde der Verein das Schweigen von Vattenfall als Duldung der weiteren Nutzung der Häuser interpretieren.

Eine Vattenfall-Sprecherin gab sich gestern zugeknöpft. Aus „Sachgründen“ habe Vattenfall die Grundstücke in Lakoma nicht übernommen. Mit einer weiteren Duldung der Bewohner habe das auf keinen Fall zu tun. Über weitere Schritte wollte sie nichts sagen. MARIUS ZIPPE