Vorbehalte gegen Manipulation durch Bilder

Ein als Dialog auf „neutralem Boden“ geplante Nahost-Veranstaltung im Kölner Allerweltshaus gerät wegen des Fehlens des Israelis zu einem Infoabend über die Lage der Palästinenser. Das Publikum reagiert kritisch zurückhaltend

Köln taz ■ Es versprach, eine spannende Veranstaltung zu werden: Vertreter aus Palästina und Israel sollten auf „neutralem Boden“ miteinander diskutieren. Im Rahmen des Projekts „Solidarisch Leben Lernen“, ausgerichtet vom „Service Civil International“ (SCI), einer weltweiten Friedens- und Freiwilligenorganisation, hatte der Arbeitskreis „Israel/ Palästina e.V.“ am Montag Abend zur Diskussion ins Kölner Allerweltshaus geladen.

So weit, so gut. Der Mann aus Palästina ist zwar vor Ort, der Vertreter Israels hingegen hat es nicht nach Deutschland geschafft. Warum, weiß keiner so recht. Plan B sieht ein Interview mit dem jungen Palästinenser vor, wenn er denn nun schon mal da ist. „Möglichst objektiv“ solle er von seiner persönlichen Situation in Palästina berichten, ohne die Gegenseite einseitig abzuurteilen.

Ein Ding der Unmöglichkeit für den sichtlich nervösen, gehetzt wirkenden Majdi Masri. Der 22-jährige führt ein Leben in Angst, leidet darunter, sich in seinem Land nicht mehr frei bewegen zu können und sieht keinerlei Perspektiven: „Ich hatte gerade angefangen, mein Leben in die Hand zu nehmen, jetzt fühle ich mich völlig nutzlos“, sagt er und hat Mühe, die richtigen englischen Worte zu finden. Seit der letzten Intifada sei es ihm nicht einmal mehr möglich, den Weg von seinem Wohnort zur Universität zurückzulegen, ohne stundenlang an den Checkpoints festgehalten zu werden.

Als Majdi zur Veranschaulichung seiner Situation Bilder auf dem Laptop zeigen möchte, wird er vom Publikum davon abgehalten – ein klassischer Versuch, „die Gefühle der Menschen mit Bildern zu manipulieren“, sei das. Majdi betont immer wieder, er sei in punkto Politik keineswegs ein Experte: „Wenn im Fernsehen Nachrichten kommen, schalt ich auf Musik um. Ich möchte ein normales Leben führen. Die Menschen in Israel können ein normales Leben führen“, glaubt Majdi.

Er selbst träume von Frieden, aber die, die zu viel verloren haben, wollten keinen Frieden: „Zu viele Leute in Palästina denken nur an Vergeltung.“ Majdi engagiert sich mit seinem „Project Hope“ in der künstlerischen Arbeit mit Kindern. „Wenn Kinder Bilder malen, dann nur von Maschinengewehren. Bei uns im Projekt wird nicht über den Konflikt gesprochen. Es gibt auch ein Leben jenseits der Gewalt: Kunst, Sprache, Schauspiel.“

Als Dagmar Kirsche vom SCI, die Moderatorin der Veranstaltung, sich gegen Ende persönlich zu Wort meldet, wird die Diskussion dann doch zum Plädoyer gegen die Haltung Israels. „Die Israelis wollen so viel wie möglich von der palästinensischen Kultur abtöten und behaupten, Palästina biete keine Friedenspartnerschaft. Dabei ist gerade Israel an Friedenspartnern gar nicht interessiert“, meint Kirsche.

Eine junge Frau aus dem Publikum beschreibt ihr Dilemma: „Es ist so schwierig, nicht für die Palästinenser zu sein. Deshalb ist es so schade, dass der israelische Vertreter nicht da ist.“

Oliver Minck