Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Mathieu Mercier, bis 16. 10., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Mehdi Chouakri, Holzmarktstraße 15–18

Katarina Löfström scheint der Trend zurück zur Rockgitarre kalt erwischt zu haben. Zwar hält der Niedergang der elektronischen Musik schon länger an. Doch als die schwedische Videokünstlerin ihr Stipendium im Künstlerhaus Bethanien antrat, war zumindest noch ein bisschen vom digitalen Grundknistern der Berliner Clubszene zu hören. Seitdem herrscht Funkstille auf dem Post-Techno-Terrain, weshalb auch die Filme von Löfström wie aus einer fernen Zeit wirken. „Tower“ ist eine Videoanimation des nächtlichen Berlin, die mit einem Synthesizerbrummen unterlegt wurde; „Big Picture“ zeigt schwarze Pixel, die im Takt pulsieren. Gerade weil Löfström am Minimalismus geschult ist, kann man bei solchen Loops sentimental werden: We’ll never stop living this way … Auch die Arbeiten von Mathieu Mercier sind nicht ganz auf der Höhe von Punkrock und neuer Malerei. Letztes Jahr mit dem französischen Marcel-Duchamp-Preis ausgezeichnet, benutzt der in Paris lebende Künstler entsprechende Strategien: Mal legt er Handtücher auf Regalen zu einem Mondrian-artigen Readymade aus; mal baut er Baumarkt-Bretter zu einem konstruktivistischen Zitat zusammen. Konsequent vertritt Mercier damit die Bauhaus-Ideologie, nach der Kunst und Leben sich ineinander fügen – notfalls auch bloß als Heimwerkerfantasie. Sein neuester Hit ist ein roter Gardinenstoff, der silberfarben mit einem Maschendrahtmuster bedruckt wurde und nun mit einer taubengrauen Vitrine korrespondiert. In seiner Ausstellung bei Mehdi Chouakri sticht wiederum eine an die Wand gelehnte Europalette hervor, in die ein Spiegel integriert wurde. Auch hier liegt die Verwandtschaft in den Sixties, bei den Non-Site-Objekten von Robert Smithson. Dabei ist Mercier gar kein Nostalgiker, er analysiert einfach nur, was von der Kunst im Alltag übrig blieb.

Katarina Löfström/Mathieu Mercier, bis 26. 9., Mi.–So. 14–19 Uhr,Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2