: Chihiros und Neils Reisen ins Zauberland
Mit der japanischen Pianistin Chihiro Yamanaka und ihrer Band sowie dem britischen „Neil Cowley Trio“ spielen heute und morgen zwei außergewöhnlich vielversprechende junge Piano-Jazz-Trios im Harburger Jazzclub im Stellwerk
In ihrer ehemaligen Heimat ist die in New York lebende japanische Jazzpianistin Chihiro Yamanaka längst ein absoluter Superstar. Schon ihre erste Tour vor sechs Jahren wurde dort vom Fernsehen aufgezeichnet und ausgestrahlt und das japanische Jazz Life Magazine hat in ihr schon eines der größten Jazz-Talente seit Jahrzehnten ausgemacht. Aber nicht nur im Land der aufgehenden Sonne ist die Rede vom aufgehenden neuen Stern am Jazzhimmel zu vernehmen. Auch Größen wie Nancy Wilson, Clark Terry, Gary Burton, Herbie Hancock oder George Benson, mit denen Yamanaka zusammen gespielt hat, loben sie als eine der großen Jazz-Hoffnungen der nächsten Jahre.
Im letzten Jahr ist ihr neuntes Album „After Hours“ erschienen, eine swingende Hommage an ihr vor kurzem verstorbenes Idol, den kanadischen Jazz-Pianisten und -komponisten Oscar Peterson. Eingespielt von einem schlagzeuglosen Piano-Trio, so wie es Peterson in seinen frühen Jahren entwickelt hat. Deutlich wird darauf die von der progressiven Pianistin bislang selten zu hörende starke Affinität zu traditionellem Jazz. Ein Tribut mit tiefem Respekt.
Auch Neil Cowley, einen Tag nach Chihiro zu Gast im Stellwerk, hat mit dem Klavierspielen schon früh begonnen. Mit zehn Jahren konnte der bereits Schostakowitsch interpretieren. Das restliche Rüstzeug sammelte er dann jahrelang vor allem in der Pop- und Dance-Szene – als Keyboarder der „Brand New Heavies“ etwa. Seine eigentliche Leidenschaft aber war immer der Jazz. Schon das Debüt seines Piano-Trios „Displaced“, vor vier Jahren auf Cowleys eigens gegründetem Label „Hide Inside“ erschienen, war dabei mehr als eine weitere Fußnote zur Renaissance des Jazz-Piano-Trios zu sein – nicht so klobig wie „The Bad Plus“, nicht so episch wie „e.s.t“, sondern rau und vor allem prägnant. Dafür gab’s prompt den BBC Jazz Award. Anfang letzten Jahres ist das zweite Album „Loud Louder Stop“ erschienen. Nicht wirklich „laut“, aber noch ein wenig unbändiger als der Erstling. Und vor allem wieder: außergewöhnlich humorvoll.ROBERT MATTHIES
Chihiro Yamanaka: Do, 19. 3., Neil Cowley: Fr, 20. 3., je 21 Uhr, Jazzclub im Stellwerk, Hannoversche Straße 85
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