Im Kiez ticken die Uhren anders

In den meisten kleinen Einzelhandelsgeschäften in der Bergmannstraße ist samstags schon gegen 16 Uhr Feierabend. Dann wollen Besitzer und Angestellte nämlich lieber ihre ohnehin knappe Freizeit genießen und ihre Kunden wohl auch

„Ab spätestens halb drei ist die Straße eh ziemlich tot“

Steffen Krahn, Juwelier Brodowsky

„Wir schließen um 15 Uhr, außer im Advent: Da bleiben wir bis 18 oder 20 Uhr im Geschäft. Generell samstags länger zu öffnen ist für uns nicht lukrativ. Die Wochenarbeitszeit ist eh schon sehr hoch. Das heißt, wir hätten für den langen Samstag zusätzlichen Personalbedarf. Das gibt die wirtschaftliche Lage zurzeit nicht her – zumindest nicht hier auf dem Kiez. Vielleicht ist das in den Shopping-Centern anders. Die haben eine größere Zugkraft.“

Burgel Suchalla, Bag Age Taschengeschäft

„Wir haben offiziell bis 16 Uhr auf, sind aber meistens bis 17 Uhr da. Unter der Woche ist der Laden bis 20 Uhr geöffnet. Aber am Samstag nicht. Das macht hier keiner, weil es sich einfach nicht lohnt. In der Vorweihnachtszeit ist das anders, da haben wir bis 18 Uhr geöffnet. Aber sonst sitzt man hier samstagabends allein.“

Klaus Möllmann, Outdoor Camping- und Sportausrüstung

„Ich schließe am Samstag um 15 Uhr, weil ich auch mal Freizeit haben möchte und danach eh nicht mehr viel los ist. Wenn noch Kunden da sind, ist man ja flexibel. Dann lasse ich auch mal länger auf. Aber gegen 16 Uhr ist meistens Schluss.“

Gubert Wieser, Lunamaro Einrichtungsladen

„Wir haben schon seit längerer Zeit immer bis 18 Uhr auf. Das ist auch okay so. Danach hab ich dann aber wirklich keine Lust mehr. Es kann sein, dass wir im Advent etwas länger öffnen, aber ob das wirklich ein Umsatzplus bringt, ist schwer zu sagen. Vom Personal würde ich jedenfalls niemanden dazu verdonnern, länger zu bleiben. Wenn, dann höchstens auf freiwilliger Basis.“

Peter Schower, Mot Schallplattenladen

„Ich schließe am Samstag um 16 Uhr. Um länger zu öffnen, braucht man Personal – und das macht für keinen kleinen Laden Sinn. Ich bin generell gegen die langen Öffnungszeiten. Das ist doch sozial unverträglich für die Angestellten. Außerdem bringt es eh keine Umsatzsteigerung, sondern die Einkaufszeiten verschieben sich bloß.“

M. Jankowski, Ararat Papeterie und Rahmen

„Wir haben am Samstag bis 20 Uhr geöffnet und sind sehr zufrieden damit. Die letzten zwei Stunden sind zwar bisher ein bisschen ruhiger als der Rest des Tages. Aber die Leute müssen sich ja auch erst einmal an die neuen Öffnungszeiten gewöhnen.“

Jürgen Klöfkorn, Räderwerk

Fahradladen

„Wir schließen um 16 Uhr, weil es für uns unrentabel ist, länger zu öffnen. Die Straße ist eh spätestens ab halb drei ziemlich tot. Außer den gastronomischen Betrieben hat hier keiner länger auf. Längere Öffnungszeiten funktionieren nur in Einkaufszentren, wo alle Geschäfte mitmachen. Ich hätte zwar genug Personal, das wäre kein Problem, aber es würde mir wahrscheinlich keine Umsatzerhöhung bringen, sondern nur eine Verschiebung. Es wäre reiner Service. Dieselben Leute, die jetzt um kurz vor vier noch schnell vorbeikommen, kämen dann eben um kurz vor sechs.“

Katharina Dilger, Bella Donna Naturkosmetik

„Wir haben schon seit langem immer bis 16 Uhr auf, in letzter Zeit tendeziell oft bis 18 Uhr. Das Geschrei der Kunden nach längeren Öffnungszeiten ist generell immer groß, aber wirklich angenommen werden sie dann doch nicht. Im Weihnachtsgeschäft lohnt es sich für uns auf jeden Fall, länger zu öffnen. Ansonsten find ich’s aber ganz schön, wenn die Stadt zwischendurch auch mal zur Ruhe kommt.“

Ursula Götz, Cassata Mode, Wolle, Pflanzen

„Wir haben Samstags nur bis 16 Uhr geöffnet – und das bleibt auch so! Alles andere ist mir zu umständlich, und meine Mitarbeiterinnen sind eh schon gestresst von den langen Öffnungszeiten. Eigentlich sollte man den Ladenschluss komplett freigeben. Dann würden nämlich am Ende eh alle wieder schon um 18 Uhr schließen.“

UMFRAGE: MEIKE RÖHRIG