40 Jahre wehende Haare

Zum 40-jährigen Bestehen lockt die Zweiradmesse in Köln mit Leuchtdioden, schlauchlosen Reifen und Rädern aus dem Baukasten. Produzenten und Händler zeigen ihre Neuentwicklungen, Radfahrerverbände werben für separate Radwege

VON SALVIO INCORVAIA

„40 Jahre IFMA Cologne = 40 Jahre Innovation“, so heißt das Jubiläumsmotto der internationalen Fahrradausstellung (IFMA), die heute in Köln eröffnet wird. Bis zum 19. September 2004 öffnet in der Domstadt die seit 1999 jährlich stattfindende Fahrradmesse ihre Pforten. Insgesamt haben sich 750 Aussteller aus 38 Nationen angemeldet, 50 mehr als im Vorjahr. Gezeigt werden die neuesten Produkte und Innovationen der Zweiradbranche.

„Im Jubiläumsjahr haben wir unseren Fachbesuchern und dem großem Publikum besondere Highlights zu bieten“, sagt Kölnmesse-Geschäftsführer Oliver P. Kurt stolz. Niemand solle im im vierzigsten Jahr der Radmesse zu kurz kommen. Am Sonntag ist die Fachmesse dann auch für das interessierte Publikum geöffnet.

Neben einem umfangreichen Unterhaltungs- und Rahmenprogramm sind in diesem Jahr auch Ausstellungen rund um das Fahrrad zu sehen. Gleich zwei Sonderschauen sollen Experten und Radfans begeistern: Exponate, Filme und Bilder aus den vergangenen 40 Jahren Radgeschichte werfen ein Blick zurück auf Anfänge und die Entwicklung der Messe. Gezeigt werden Design, Trends und Kuriositäten aus vier Jahrzehnten.

Der Blick richtet sich aber ebenso nach vorn: In einem internationalen Design-Projekt zeigen Hochschulstudenten aus Mailand, Zürich und Köln, wie Fahrräder und Fahrradzubehör im Jahr 2044 aussehen könnten. Die futuristischen Visionen sind als Modelle in einer weiteren Ausstellung zu sehen.

Auch Lobbyarbeit hat ihren Raum auf der IFMA: Mit einem großen Stand wird der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) informieren und für neue Fahrradverkehrs-Projekte werben. Ganz oben steht dabei bundesweit eine deutlichere Trennung des Rad- und Fußgängerverkehrs in den Städten und Kommunen: „Fußgänger fühlen sich gestört und sind oftmals gefährdet – Radfahrer wiederum können nicht zügig, sicher und komfortabel vorankommen“, sagt der ADFC-Vorsitzende Karsten Hübener. Der Verband fordert deshalb einen Ausbau der gesonderten Radwege. In Nordrhein-Westfalen möchte sich der Verband dazu für mehr Fahrradstationen einsetzen. Heute wird deshalb auf der IFMA eine zusammen mit der NRW-Landesregierung erarbeitete Broschüre vorgestellt.

Auch das breite Publikum soll am Sonntag auf der Messe nicht zu kurz kommen: Tipps und Tricks von Experten, ein interaktives Bühnenprogramm und Gewinnspiele sollen alle Zweiradfans begeistern. Ein waghalsiges BMX- und MTB-Showspektakel mit rasanten Kunststücken ist ebenso geplant, wie eine eher kuriose Fahrrad-Erfinder-Show. Ganz aktionsfreudige Besucher dürfen dann sogar neue Fahrräder testen: Liegeräder, Falträder, Fitness-Bikes oder Tourenräder können auf einem 100 Meter langer Testparcours auf ihre Tauglichkeit und Fahrgefühl getestet werden. Eine Talkshow mit dem Thema „Radsport früher & heute“, moderiert vom ehemaligen Profiradfahrer und heutigen Fernsehkommentator Marcel Wüst, soll das Programm bereichern.

Die Messe ist natürlich auch ein Schauplatz für High-Tech rund ums Zweirad: Fahrräder mit Kurbelwellen- oder Riemenantrieb sind zu sehen, aber auch neue Beleuchtungssysteme: In Zukunft soll die Glühbirne durch langlebigere Leuchtdioden abgelöst werden.

„Der Fahrkomfort und die Handhabung des Fahrrades werden ständig gesteigert. Gewicht und Pannenbewältigung sind vom Verbraucher in Zukunft immer leichter zu handhaben“, sagt Siegried Neuberger, Geschäftsführer Technik des Zweiradindustrieverbandes ZIK. Langfristig würden auch die modernsten Räder immer kostengünstiger angeboten. Schlauchlose Reifen, neue Felgen-Systeme oder einfachere Flickmöglichkeiten des Radschlauches sollen dem Markt neue Impulse geben. Tandems, Spezial- und Liegeräder stehen in diesem Herbst ebenso im Rampenlicht. Hier spiele in Entwicklung und Design seit jüngster Zeit mehr und mehr die Ergonomie eine wichtige Rolle: Vor allem einfach montierbare Beifahrersitze und optimalere und gesundheitsbewusst geformte Lenker sind die Innovationen am Drahtesel.

Beim Fahrradverkauf selbst soll nicht nur das komplett montierte Fahrrad im Mittelpunk stehen. Händler orientieren sich mehr und mehr am Modulsystem: Dabei kann sich der Kunde seine Komponenten wie Schaltung, Bremsen, Lenker, Sattel, Reifen sowie Felgen aussuchen und sein neues Fahrrad im Baukastensystem zusammen stellen.

Die Fahrradmesse selbst wurde runderneuert für das Jubiläumsjahr: Ein neues Ausstellungsdesign und eine übersichtliche Messegliederung rundet das moderne Erscheinungsbild der Jubiläumsmesse für Fachleute und Publikum ab.

Neue Wege geht die IFMA Cologne 2004 nicht nur optisch, sondern auch in der Kommunikation: In enger Abstimung mit den Ausstellern wurde eine ausführliche Internet-Datenbank zusammen gestellt mit Fakten und Angaben zu rund 10.000 Fachhändlern in Deutschland und den europäischen Nachbarländern.