Durch die Jahrhunderte zappen

Musik vom Hof des japanischen Kaisers und Cembalo der Moderne: Am Wochenende findet in Schwerin das dritte Forum Neue Musik statt

Es ist im (westlichen) Norden noch wenig bekannt, doch es jährt sich schon zum dritten Mal: das Forum Neue Musik, das auch an diesem Wochenende wieder Spezialisten und Fans locken wird. Vier Konzerte an drei Tagen verwandeln den Ausstellungssaal des Staatlichen Museums Schwerin in einen Treffpunkt für Menschen, die sich gerne neuen Klängen aussetzen.

Zwei Schwerpunkte bestimmen in diesem Jahr das Programm: einerseits sollen Werke US-amerikanischer Komponisten präsentiert werden, andererseits das Augenmerk auf die verschiedensten Arten gelegt werden, wie sich zeitgenössische Tonsetzer mit Musik früherer Epochen auseinander setzen.

Das Eröffnungskonzert am Freitag vereint beides: Auf dem Programm stehen Stücke des in Denver geborenen Komponisten John Patrick Thomas, die von der Klangvielfalt des Cembalos inspiriert sind. Gleich drei Cembalistinnen kommen nach Schwerin, um die feinsinnigen Schöpfungen des Wahlhamburgers aufzuführen.

Einen akustischen Ausflug nach Japan bieten die Konzerte zwei und vier: Zu hören ist neben zeitgenössischen Arbeiten aus Japan Musik aus dem zehnten Jahrhundert, wie sie bis heute am Hof des japanischen Kaisers gepflegt wird: Diese Musik heißt Gagaku, was übersetzt so viel bedeutet wie feine, elegante Musik. Heutzutage wirken diese jahrhundertealten Kompositionen sehr minimalistisch. „Diese Musik geht sehr sparsam mit den Klängen um“, schwärmt Forum-Organisator Eberhard Blum.

Blum war lange Zeit Mitglied des Ensembles Morton Feldman and Soloists. Seine Kontakte zur Neuen-Musik-Szene kommen dem Schweriner Forum zugute. Auch in diesem Jahr geben sich namhafte Interpreten die Klinke in die Hand: Gleich zwei Konzerte gestalten der Akkordeonvirtuose Stefan Hussong und der Posaunist Mike Svoboda. Auf dem Programm: frisch arrangierte Instrumentalstücke von Girolamo Frescobaldi aus dem 16. Jahrhundert im Wechsel mit Ausschnitten aus dem „Harmonies“-Zyklus von John Cage.

Überhaupt John Cage: Fast in jedem der Konzerte sind seine Arbeiten mit von der Partie. Aus gutem Grund: Das Staatliche Museum Schwerin beherbergt gleich eine ganze Reihe von bildnerischen Werken des amerikanischen Multikreativen. Auch andere bedeutende zeitgenössische Künstler sind in den Schweriner Sammlungen vertreten. Das war auch der Ansatzpunkt für Museumschefin Kornelia von Berswordt-Wallrabe, ihr Haus für die Neue Musik zu öffnen: „Die Situation in Schwerin ist eher rückgewandt, und insofern halte ich es für notwendig, dass wir nicht nur im Bereich der Kunst, sondern auch im Bereich der Musik schauen, was so allerorts getrieben wird.“ Sie hofft auf eine wachsende Zuhörerschar. Doch eines ist klar: Kompromisse werden nicht gemacht.

Dagmar Penzlin

17.–19.9., Staatliches Museum Schwerin. Programm unter www.museum-schwerin.de