John Tejadas Tanzbein schwingt im Click
: Man weiß nur, was er an einem Mittwoch macht

Mit John Tejada hält sich in diesen Tagen einer der meist beschäftigten Produzenten, Remixer, DJs und Musiker in Europa auf. Tejada hat so viel um die Ohren, dass man ihm ein Zweit-Gehirn zum Austauschen wünscht. Er führt in San Fernando Valley, L.A. sein Label Palette Recordings für smart swingende Klangfarben aus Electro, Techno und House.

Der Überblick über Tejada-Veröffentlichungen dagegen ist außerhalb kulturwissenschaftlicher Magisterarbeiten nur in Bruchstücken darstellbar. Alleine auf deutschen Labels bringt Tejada in wilder Frequenz Maxis und Alben raus. Er lebt seine mikro-elektronischen Besessenheiten für ~scape in Berlin aus und seinen Zug zur Tanzfläche für die Hamburger Poker Flat Recordings.

Wer ihn mal mit einem Bezug zur Stadt mixen hören möchte, erhält einen Einblick durch die Anfang diesen Jahres erschienene Compilation 5 Years Of Poker Flat. Dort lässt Tejada andere Poker Flats wie Glowing Glisses, Hakan Libdo und die Märtini Brös ein Fest aus Clicks und Clacks und sonnigen HiHats zelebrieren. Wie gut Tejada remixen kann, zeigt er mit der eben erst erschienen Maxi Brother Mole des Berliners Miwon-Labels. In seiner Bearbeitung gelingt es Tejada, Leichtigkeit und Poesie des Originals zu erhalten, es gleichzeitig jedoch mit ungeheuren Basslines und Schlagzeug-Programmierungen für die Tanzfläche anzureichern.

Der Club liebt Tejada also aus den richtigen Gründen. So gehört der in Wien geborene Kalifornier längst zum Turbo-JetSet seines Fachs. Wo er sich gerade aufhält, das ist nur für einen Tag in der Woche vorherzusagen: Mittwochs trifft er sich im Studio mit dem japanischen Multi- Instrumentalisten Takeshi Nishimoto. Dann nehmen die beiden das Tempo raus und konzentrieren sich auf das Weiterentwickeln der Post Rock-Idee. Tejada spielt für das I‘m Not A Gun betitelte Duo Schlagzeug, Gitarre und Laptop.

Seine Mutter ist Opernsängerin und sein Vater Dirigent. Beide fütterten ihn mit klassischer Musik, bis er den Drang nach eigenem Machen verspürte. Der manifestierte sich zunächst in HipHop, bevor Tejada über das DeeJaying zum Produzieren elektronischer Musik kam. „Bloß, dass er sich von Anfang an gut anfühlt und über eine gute Sound-Palette verfügt“ sagt er über die Kriterien eines guten Tracks. Diese Unschärfe klingt ziemlich anziehend.

Christoph Braun

Samstag, 18.9., 24 Uhr, 8 Euro mit DJ Marc Schneider