Nur die Ruhe

Ein altes Postermotiv begeistert die Briten. „Keep calm and carry on“ fordert es. Sehr erfolgreich

Wir leben in Zeiten der Krise. Für viele ist das wahrscheinlich ein Grund zur Verunsicherung. Nun werden wir von der anderen ebenso schwer betroffenen Seite des Kanals, nämlich aus Großbritannien, dazu aufgefordert, ruhig zu bleiben. Mit ganz einfachen und alten Worten auf einem Plakat.

„Keep calm and carry on“ steht auf den Postern, die uns zum besonnenen Weiterleben aufrufen und der aufkommenden Panik entgegenwirken sollen. Das Motiv – einfache Schrift unter einer Krone – stammt aus dem Jahr 1939. Damals druckte die britische Regierung zwei Millionen dieser Aufrufe, ohne sie jedoch jemals zu plakatiert zu haben. „Nur im Falle einer deutschen Invasion sollten sie aufgehängt werden“, sagt Stuart Manley, der dieses Motiv im Jahr 2000 zufällig in einer alten Bücherkiste fand. So weit sei es ja dann glücklicherweise nicht gekommen.

Dem Betreiber einer Buchhandlung im englischen Alnwick gefiel das alte Poster so gut, dass er es zunächst einrahmte, aufhängte und sich daran erfreute. Weil so viele Kunden ihn aber nach der Herkunft des ungewöhnlichen Wandschmucks fragten und danach, ob sie es kaufen könnten, beschloss er – das Copyright war längst abgelaufen – es nachdrucken zu lassen und in der Buchhandlung zu verkaufen. Inzwischen fanden 41.000 Stück neue Besitzer.

Zunächst war das Poster nur ein regionales Phänomen. Als dann aber der Guardian, die BBC, ja und jüngst das Zeit Magazin Leben auf die besonnene Botschaft aufmerksam wurden, entwickelte sich das Poster passend zur Krisenzeit als Verkaufsschlager. Auf barterbooks.co.uk expandierte man und bietet inzwischen auch T-Shirts, Tassen, Mousepads und Schürzen (siehe Bild) an.

Die gewinnbringende Nachricht entdeckten auch andere für sich. So bietet auch eine andere Website Manschettenknöpfe, Taschen und Kinder-T-Shirts mit „Keep calm and carry on“ an. Obwohl er rechtlich dagegen vorgehen könne – das Motiv sei ein Abdruck seiner Vorlage – bleibt Stuart Manley seinem Motto treu.

„Wir sind zwar nicht besonders begeistert“, sagte er der taz, aber ein juristisches Vorgehen „wäre den Ärger nicht wert“. So oder so sei der Fund ein richtiger Glücksfall. NAT