Ureinwohner auf Protestmarsch

40.000 Indígenas demonstrieren in Kolumbien gegen gewalttätige Übergriffe durch Paramilitärs und Guerilla

BUENOS AIRES taz ■ Aus Protest gegen die regelmäßigen Übergriffe auf ihre Gemeinden ziehen seit Dienstag an die 40.000 Indígenas aus dem ganzen Land auf einem Protestmarsch durch Kolumbien. Ziel der mehrtägigen Demonstration, die in Santander de Quilichao im südwestlichen Departament Cauca startete, ist die Stadt Calí. Jeden Abend stehen in den Camps, die unterwegs aufgeschlagen werden, Diskussionsgruppen auf dem Programm. Thema sind dabei die gewalttätigen Übergriffe gegen Indígena-Gemeinden oder die Freihandelsverhandlungen zwischen Kolumbien und den USA. Ab heute wollen die Ureinwohner Kolumbiens in Calí bei einem Kongress ihre Lage diskutieren.

„Die Indígenas haben diesen Marsch organisiert, weil sie die Gewalt gegen sie und die Vertreibungen aus ihren Territorien nicht mehr ertragen“, sagte Clímaco Álvarez, Mitglied des Regionalen Indígena-Rates von Cauca (Cric). Bei Übergriffen von Paramilitärs und Guerilla auf indigene Gemeinden waren allein im vergangenen Jahr 120 Menschen getötet worden.

Die Proteste richteten sich weiter gegen die Menschenrechtsverletzungen an Indígenas, gegen die Sicherheitsgesetze der Regierung und die Folgen, die eine Freihandelszone zwischen Kolumbien und den USA für die Indígena-Gemeinden haben könnte, so Álvarez.

Heftige Kritik hagelte es von Präsident Álvaro Uribe. Vergangenen Freitag traf er sich mit Indígena-Führern, um sie von der Demonstration abzubringen. Als sein Versuch gescheitert war, zeigte sich Uribe verärgert. Sollte es zu Straßenblockaden kommen, „haben die Sicherheitskräfte den Befehl, die Straße zu räumen“, drohte er.

Auch zweifelte der Präsident an den Motiven des Protests. „Ich sehe keine Verbindung zwischen den Problemen, die sie vortragen, und der Demonstration“, fand Uribe. „Was ich aber sehe, ist, dass die Demonstration ein politisches Ziel hat und dass sie als solches auch angemeldet werden müsste, anstatt mit Lügen daherzukommen.“ Er forderte daher die Indígenas auf: „Sagt die Wahrheit, sagt, ihr habt eine politische Partei und ihr wollt marschieren und protestieren.“

Die ätzenden Worte Uribes brachten die Indígenas nicht von ihrem Vorhaben ab, auch dann nicht, als Uribe sie davor warnte, dass bewaffnete Gruppen sich einschleichen könnten. Dabei weiß er, dass die Indígena-Gemeinden aus dem Department Cauca schon seit vielen Jahren gewaltlosen Widerstand gegen bewaffnete Gruppen der Paramilitärs und der Guerilla leisten. Vergangene Woche war es 200 Indígenas gelungen, bei der Farc-Guerilla die Freilassung zweier entführter Anführer zu erreichen. INGO MALCHER