Junge Väter, alte Väter

betr.: „Studie der Woche“, taz vom 14./15. 3. 09

Forscher forschen, Journalisten (PR-Leute der Universität Queensland) verfassen eine Meldung für andere Journalisten, die reichen das im launigen Ton an die Leserschaft weiter, und die darf sich dann einen Reim darauf machen, was es zu bedeuten habe, dass „Kinder älterer Väter weniger intelligent sind“.

Mindestens drei Fragen kann man auch als Laie an solche PR-Meldungen stellen: Woher stammen die Daten? Wie bedeutend ist eigentlich dieser Effekt? Und: Haben die Forscher weitere Faktoren berücksichtigt, die den scheinbaren Zusammenhang zwischen Alter des Vaters und Intelligenz des Kindes erklären könnten? Ein Blick in die Originalveröffentlichung (Saha et al., http://medicine.plosjournals.org) zeigt: Es handelt sich um US-Daten aus den 60er Jahren. Die ermittelten Unterschiede sind sehr gering (dabei zuverlässig, da an einer sehr großen Zahl an Kindern erhoben), und für die breite Masse der Kinder praktisch irrelevant. Und: Die Unterschiede gehen fast gegen null, wenn psychosoziale Faktoren einbezogen werden. Nebenbei wurde die Anzahl bereits vorhandener Geschwister, die bei Kindern älterer Erzeuger naturgemäß höher sein dürfte und auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Nachzügler Einfluss haben sollte, überhaupt nicht einbezogen. Schließlich sagen auch die Forscher selbst, dass ihre Aussagen nur auf Messungen im 7. Lebensjahr beruhen. Ob der behauptete Rückstand der Kinder älterer Väter nicht im weiteren Verlauf verschwindet, können sie nicht vorhersagen.

Eure Empfehlung an Akademikerinnen, sich an junge Männer zu halten, weil diese die besseren Väter seien, ist damit etwas vorschnell. M. ANDREAS SPECKA, Bochum