Die Familie Fischbek

Auftakt in eine schwere Saison für die Volleyballerinnen aus Fischbek: Ohne Hauptsponsor sollen es altbewährte Strukturen richten. 3:1 gegen Berlin

aus Hamburg von HOLGER SCHLEPER

Der biblische Turmbau zu Babel scheiterte am Sprachenwirrwarr der Beteiligten. Unvermittelt fühlt man sich an dieses Bild erinnert, sieht man den Volleyballerinnen vom TV Fischbek bei der Arbeit zu. Der peruanische Trainer Johnny Westreicher Mick spricht nur spanisch, seine Frau Elena, die im Kader des Erstliga-Clubs steht, immerhin spanisch und russisch. Ins Deutsche übersetzt werden die Anweisungen aber erst von der russisch und deutsch sprechenden Spielertrainerin Marina Cukseeva. Keine optimale Lösung, trotzdem droht im Hamburger Süden kein Zusammenbruch, obschon die Vorzeichen vor dieser Saison denkbar ungünstig waren.

Ohne den bisherigen Hauptsponsor Phoenix traten die Hamburgerinnen am Sonntag zum ersten Saisonspiel gegen den letztjährigen Tabellenletzten BVC 68 Berlin an. Der Auftakt gelang und der Tabellendritte der Vorsaison gewann mit 3:1. Die Ansprüche des Teams von Manager Horst Lüders bleiben trotzdem gering. Platz fünf bis acht ist das anvisierte Ziel.

„Wenn der Hauptsponsor wegfällt hinterlässt das keine Lücke, sondern zieht dir den Boden unter den Füßen weg“, sagt der Manager, der in dieser Saison mit einem um 80.000 Euro kleineren Etat haushalten muss. Und da laut Lüders der Kader das Einzige sei, wo wirklich gespart werden könne, bestreitet der TV die Saison mit nur zehn Spielerinnen und ohne Wunschtrainer Olaf Kortmann.

Man rückt enger zusammen am Rande Hamburgs, baut auf ehrenamtliches Engagement und gewachsene, familiäre Strukturen. So haben die Volleyballerinnen auch den Weg in die erste Bundesliga gemeistert. „Viele im Umfeld sind schon zehn Jahre dabei und man kennt die Gesichter von der Kuchenverkäuferin bis zum Ballmädchen“, sagt Nationalspielerin Christina Benecke, eine von vier Volleyballprofis in den Reihen Fischbeks. Manager Lüders selbst ist bestes Beispiel für das gewachsene Umfeld. Seit über 20 Jahren ist der gebürtige Fischbeker Vorsitzender im Verein und die Betreuung der Volleyballdamen hat sich laut dem 59-Jährigen zum anspruchsvollen Hobby entwickelt.

Ins familiäre und bodenständige Bild fügt sich auch die Transferpolitik des Vereins. Die vier Kasachinnen, die im Kader des TV stehen, kannten sich aus ihrer Jugend und haben sich gegenseitig in die Hansestadt gelockt. Dazu kommen die vier besten Volleyballerinnen, die die Hansestadt momentan zu bieten hat, darunter die Neuzugänge vom Zweitligisten CVJM Hamburg, Johanna Barg und Margarethe Kozuch.

Mit erwarteten 600 Zuschauern im Schnitt ist das Interesse aber trotzdem gering. „Im Volleyball kann man in Hamburg nicht mehr reißen, da regiert Fußball“, gibt sich Lüders nüchtern. Die auswärtige Lage der heimischen Süderelbehalle sieht er aber nicht als Problem, im Gegenteil. „Hamburgs Süden soll auch etwas zu bieten haben und ein Umzug würde nur Stammpublikum kosten.“ Gerade dem fühlt man sich aber verplichtet in der Familie Fischbek.