kabarett
: Erkenntnisse zur Lage der Nation

Seit 23 Jahren zieht Achim Konejung nun schon als Kabarettist durch deutsche Lande, da darf er sich ruhig auch mal ein „Best of“ gönnen. Alte Scherze füllen allerdings nur die Hälfte seines neuen Programms, das auf den Namen „Weltmeister“ hört und morgen ein letztes Mal im Eifelturm Theater zu sehen ist. Konejung bleibt am Ball und versorgt sein Publikum auch mit neusten Erkenntnissen zur Lage der Nation.

Irgendwie ist Konejung ja ziemlich alte Schule. Im Comedy-Programm von RTL und Pro 7 hätte der gebürtige Krefelder wahrscheinlich nicht so gute Karten, weil er sich weniger als Type feilbietet, sondern auf die Kraft seiner Gags, seines Vortrags und seines enormen musikalischen Talents setzt. Konejung selbst hat also keine auffälligen Ticks. In seiner persönlichen Königsdisziplin, dem Imitieren, würden die ihm eh nur im Wege stehen.

Konejung zieht nicht nur den obligatorischen Beckenbauer lässig aus dem Ärmel, sondern trumpft vor allem mit den abwegigeren Persönlichkeiten: Herrlich seine Tirade als cholerischer belgischer Verkehrspolizist, fast noch besser die Einlage als holländischer Motivationstrainer „Kies Vermehren“. Überhaupt: Das mit den fremden Zungen und Dialekten hat er voll drauf. Selbst den vornehmen Engländer, bei dem die heiße Kartoffel offensichtlich nicht im Mund, sondern im Hintern steckt, meistert der Kabarettist mit Bravour.

Etwas mau wird es, wenn Konejung auf den aktuellen Politzirkus und die Medienlandschaft eingeht. Witze über Sabine Christiansen als „Politdomina der Berliner Szene“ riechen eine wenig ranzig, und wenn Konejung gegen die Regierung wettert und „Homo-Ehe und Dosenpfand“ als einzige Reformen aufzählt, welche die SPD wirklich durchgesetzt habe, wähnt man sich als Zuschauer eher am Stammtisch.

Einen ganz anderen Konejung bekommt man zu sehen – und vor allem zu hören – , wenn der Meister sich ans Klavier setzt. Dann beschleicht einen der Eindruck, dass seine wahre Leidenschaft eigentlich doch der Musik gehört. Konejungs umgetextete Interpretationen alter Swing Songs, inklusive fulminanter Trompetensolo-Imitationen, sind nämlich weniger zum Lachen da, als zum Zuhören und Genießen. OLIVER MINCK

„Weltmeister“: 18.9., 20 Uhr, Eifelturm Theater Köln, Eifelstraße 33