100 auf „Fair“

Spar-Markt-Betreiber Björn Harste aus Bremen hat weit über 100 Produkte aus fairem Handel im Regal

taz: Neben konventionellen Produkten bestücken Sie Ihr Sortiment unter dem Motto „regional – ökologisch – fair“. Hat sich das durchgesetzt?

Björn Harste: Unsere Kunden nehmen dieses Konzept hervorragend an.

Was gab damals den Ausschlag?

Wir eröffneten mit allen gängigen fairen Produkten aus dem konventionellen Großhandel: Kaffee, Honig, Tee – aber dachten damals, die vollständige Palette wäre dem Fachhandel, den Weltläden vorbehalten. Entscheidend für das heutige Komplettangebot waren Anfragen von Kunden. Wir sind vielleicht ein kaufmännisches Risiko eingegangen, aber die durchweg guten Reaktionen haben uns belohnt.

Wer greift zu den Alternativprodukten?

Bei 1.000 Kunden täglich ist das schwer zu sagen – aber wer Gepa-Produkte kauft, tut dies nicht zuletzt, weil er von deren Geschmack und Qualität überzeugt ist. Mit Info-Aktionen erreichen wir vor allem Stammkunden, die bereits offen für das Thema sind, Neukunden für unsere Alternativprodukte kommen fast ausnahmslos auf Empfehlung von Freunden und Bekannten. In der Laufkundschaft reagiert heute kaum noch jemand skeptisch oder ablehnend auf fair Gehandeltes – aber viele sehen diese Produkte als Luxus, den man sich nur ausnahmsweise gönnen kann. Reine „Fair-Handels-Kunden“ gibt es kaum.

Erkennt man denn bei Ihnen fair Gehandeltes am Preis?

Es ist ein Irrglaube, dass fair gehandelte Produkte pauschal mehr kosten – hochwertige Markenartikel können durchaus teurer sein.

Gehört Aufklärung über fairen Handel zu Ihrer Arbeit?

Unser ständiges Aufklärungsangebot am Infotisch wird selten genutzt. Viele Kunden wollen auch in der „Fairen Woche“ beim schnellen Einkauf nicht gestört werden. Sich Zeit zu nehmen für Verkostung und Information – diese Bereitschaft ist im Weltladen sicher höher.

Ihr Konzept wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Macht die faire Schiene Schule?

Das unternehmerische Wagnis, mehr als das Basisangebot an fairen Produkten oder gar schnell verderbliche Bioprodukte anzubieten, wollen viele meiner Kollegen lieber nicht eingehen. Die sind eher skeptisch und werten unsere guten Ergebnisse leider irrtümlich nur als Nischenerfolg. Das Kundeninteresse an fairem Handel wird erheblich unterschätzt.

Hemmt das Ihr Engagement?

Für uns zählen nun mal auch die ideellen Werte. Und wir sind davon überzeugt, dass sich unser Konzept „Globale und regionale Regale“ auch für andere Märkte lohnt – denn wenn es um Kundenbindung geht, darf man nicht allein mit dem Rechenschieber arbeiten.

INTERVIEW: CHRISTOPH RASCH

www.harste-online.de