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: Musikfest melkt Strauss

Es gibt Musikliebhaber, die schallend lachen, wenn sie den Titel „Eine Alpensinfonie“ hören. Es gibt dann welche, die sagen: „Aber die Dramaturgie!“. Und welche, die sagen, Richard Strauss war der beste Instrumentator der Musikgeschichte, basta. Was also hat es auf sich mit jenem fast einstündigen, 1915 komponierten Werk, das laut Komponist eine Verbindung zwischen „Kuh-Note und Blue-Note“ sucht und mit dem er einmal „komponieren wollte, wie die Kuh, die Milch gibt“?

Die naive Beschreibung von Strauss’ geliebter Bergwelt übertrifft alles, was er jemals geschrieben hat: 137 Musiker, Kuhglocken, Windmaschinen, Fernorchester ... Das Gigantische der deskriptiven Instrumentation mag es gewesen sein, das den Generalmusikdirektor Lawrence Renes lockte, es einmal mit seinem „Aaah!-Orchester“ – wie der neueste Werbe-Gag der Bremer Philharmoniker getextet ist – vorzuführen.

Und da gab es wunderbare Momente, die die ästhetische Fragwürdigkeit vergessen ließen: so die Nachtbeschreibungen am Anfang und am Ende mit ihrem geheimnisvollen Brodeln. Renes wies sich und das Orchester als beglückende Klangtüftler und aufregend disponierende Baumeister der recht simplen Dramaturgie des Bergaufstiegs aus, und dafür taugt eben kein Werk besser als die Strauss’sche Alpensinfonie.

Als nicht viel mehr als ein nettes Unterhaltungswerk erwies sich hingegen das „Konzert für Alphorn und Orchester“ von Daniel Schnyder, der beim Musikfest mit seinem Saxophon auch selbst brillant aufgetreten ist. Hier blies Arkadi Shilkloper das einige Meter lange Alphorn: Unglaublich, welche Klangkraft und Virtuosität aus dem mysthischen Instrument nur mit Blastechnik und der Erzeugung von Obertönen herauskommen kann. Ute Schalz-Laurenze