kölner kandidaten im kommunalwahlkampf: christian joisten (spd) und helge schlieben (cdu)
: Alte Bekannte im sportlichen Wettstreit um den Einzug ins Rathaus

Wenn Christian Joisten (33) und Helge Schlieben (32) in diesen Tagen locker miteinander scherzen, kann es schon mal vorkommen, dass ihre (Partei-)Freunde skeptisch die Stirn runzeln. Die beiden treffen sich nur deshalb so oft, weil sie als Jung-Kandidaten von SPD und CDU ausgerechnet im gleichen Wahlkreis antreten. Wahn, Wahnheide, Lind und Libur sind die südlichen Kölner Stadtteile, in denen sie um Wählerstimmen kämpfen. Die Orte sind fast ländlich strukturiert, da ist viel Herumfahren und noch mehr Kontaktpflege zu den Bürgern angesagt. Denn jeder von ihnen will in den Stadtrat – aber nur einer kann gewinnen. Und die Absicherung auf der Reserveliste ist schließlich für beide eher bescheiden ausgefallen.

Die beiden sind schon „alte Bekannte“. Schlieben ist Vorsitzender der Jungen Union in Köln, Joisten war bis vor kurzem Chef der Jusos. „Ich muss das leider so sagen, aber er ist ein Netter“, komplimentiert Joisten seinen Gegner. „Er ist nur in der falschen Partei.“ Ähnlich sieht Schlieben seinen Kontrahenten: „Als Person ist er sehr umgänglich, aber inhaltlich kann ich wenig über ihn sagen.“

Ihren Wahlkampf haben die beiden nicht speziell auf jüngere Leute ausgerichtet. Joisten kommt sogar mit einer äußerst traditionellen Homepage im Internet daher. Schlieben dagegen bietet auch Online-Spiele an – zum Beispiel den 80er-Jahre Klassiker „Pacman“. Auf der inhaltlichen Seite punktet dagegen eher Joisten. Eine dezentrale und bürgerfreundliche Stadtverwaltung ist für ihn genauso wichtig wie die Integration von Kölnern mit Migrationshintergrund. Der CDU wirft er vor, „Chaosjahre“ in der Stadt verursacht zu haben.

Schlieben spricht sich unterdessen für die Förderung von Eigeninitiative und das Vorantreiben von Schulsanierungen aus. In der praktischen Politik vor Ort mischen sich Schlieben und Joisten eher bei den kleinen Problemen ein: bei Spielplätzen etwa oder Buslinien. Beide stoßen als junge Politiker fast selbstverständlich in die gleiche Richtung, indem sie sich mehr Einfluss für die Jugendlichen in der Politik wünschen.

Der Arbeitsschutzfachmann Christian Joisten wie auch der promovierte Naturwissenschaftler und angehende Lehrer Helge Schlieben trinken bei ihren Wahlkampfauftritten, je nach Tageszeit, immer wieder einen Kaffee oder ein Kölsch miteinander. Dass es im Stadtrat dann auch zu einer guten Zusammenarbeit kommen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Schließlich ist eine „Große Koalition“ derzeit noch nicht in Sichtweite, und außerdem werden wohl nicht beide den Einzug ins Stadtparlament schaffen. Frank Überall