Eisige Atmosphäre

Ergebnisloses erstes Treffen zwischen Serben und Kosovo-Albanern nach dem Krieg. Solana sieht dennoch Erfolg

SARAJEVO taz ■ Bei dem ersten Treffen seit dem Kosovokrieg 1999 zwischen Serben und Kosovo-Albanern sind gestern in Wien keine Fortschritte erzielt worden. Dennoch wollte der EU-Koordinator für Außenpolitik, Javier Solana, nicht von einem Scheitern sprechen. Allein dass sich beide Seiten am Verhandlungstisch gegenübersaßen, sei ein „positives Zeichen“, ein „symbolischer Akt“. In der Sache jedoch konnte auch er keinen Fortschritt erkennen. Immerhin werden vier Kommissionen gebildet, die Detailfragen verhandeln sollen.

Nach den dreistündigen Gesprächen hielten in getrennten Pressekonferenzen beide Seiten an ihren Standpunkten fest. Der für das Kosovo zuständige serbische Minister Nebojsa Cović erklärte, die Albaner forderten Verhandlungen, wie sie zwischen gleichberechtigten Staaten üblich seien. Doch die serbische Regierung hätte lediglich der Führung einer ihrer Provinzen gegenübergesessen. Im Gegenzug forderte der Präsident Kosovos, Ibrahim Rugova, die serbische Seite auf, das Kosovo als gleichberechtigten Partner anzuerkennen. Nur dessen Unabhängigkeit könne langfristig zur Versöhnung führen.

Die Gespräche sollten nach dem Willen der internationalen Gemeinschaft die Grundpositionen ausklammern und sich auf technische Fragen konzentrieren. Die unversöhnlichen Stellungnahmen lassen jedoch darauf schließen, dass diese Strategie sich nicht durchsetzen konnte. Zu den Fragen, die in Wien behandelt hätten werden sollen, gehörten die Mängel bei der Stromversorgung im Kosovo. Serbien könnte in einem Energieverbund dem Kosovo über den Winter helfen. Weiterhin ungeklärt ist das Schicksal von 3.700 albanischen Vermissten. Offen ist auch die Rückkehr von 180.000 Serben, die bei Kriegsende Mitte 1999 aus dem Kosovo flohen. Extremisten versuchen, ihre Rückkehr zu verhindern.

Wie schwer sich beide Seiten mit der Kontaktaufnahme taten, zeigt sich daran, dass der Ministerpräsident des Kosovo, Bajram Rexhepi, sowie die Parteiführer Hashim Thaci und Ramush Harandinaj dem Treffen fern blieben. Die serbische Seite sagte erst in letzter Minute zu. Im Kosovo wurde Präsident Rugova kritisiert, weil er angeblich mit einer Delegation aus Serbien und nicht aus der Föderation Serbien und Montenegro verhandelte. Laut UN-Resolution 1244 ist Kosovo Teil der Föderation und nicht Serbiens. Die Serben kritisierten, dass die Kosovo-Delegation keine Kosovo-Serben enthielt. ERICH RATHFELDER