Nach drei Minuten kracht‘s

Musik für Menschen, die nicht gerne warten: Mit der Punkrockband „Rancid“ hat Lars Frederiksen schon mal ein Angebot von Madonna abgelehnt. Mit den „Bastards“ hat der Mann aus Berkeley nun den Spaß entdeckt

Tim Armstrong, Gitarrist und Sänger von Rancid, staunte nicht schlecht, als er 1995 einen Brief von Madonna aus dem Briefkasten seiner WG fischte. Darin steckte ein Polaroidbild von Madonna selbst – mit einer handschriftlichen Einladung zum Abendessen. Eine ungewöhnliche Art, einer Band einen Plattenvertrag anzubieten. Ungewöhnlich aber folgenlos, denn Rancid blieben lieber der kleineren Firma Epitaph treu, als zu Madonnas Maverick-Label zu wechseln.

Damals sprach jeder vom großen Punk-Revival: Amerikanische Bands wie Rancid, vor allem aber Green Day und The Offspring verkauften Millionen von Platten an Minderjährige, die 1977 – im magischen Punk-Jahr – noch lange nicht geboren waren. Rancid wollten schon damals mit der Neopunk-Spaßfraktion nichts zu tun haben. Kein Wunder, dass sich Madonna an dem Quartett aus Berkeley die Zähne ausbiss: Um nichts, fauchte Armstrong wütend, ginge es der Band weniger als ums Geldverdienen, man habe schließlich eh nie welches besessen.

Der zweite Gitarrist und Sänger Lars Frederiksen dagegen gab sich zugleich schwermütig und fatalistisch: „Die 90er sind ein Jahrzehnt, in dem es nicht möglich ist, Spaß zu haben.“ Heute sieht Frederiksen das vielleicht etwas anders. Jedenfalls klingt, was er mit seiner Zweitband Lars Frederiksen And The Bastards anstellt, nach jeder Menge Spaß.

Gerade haben die Bastards eine zweite Platte aufgenommen – und wieder hat sie so ziemlich alles, was ein Punkrockalbum braucht, vereint schnelle, rauhe Gitarrenriffs mit beseelten Melodien. Musik für Menschen also, die nicht gerne warten und lieber zur Sache kommen. Denn 3-bis-4-Akkorde-Songs wie „Switchblade“, „The Kids Are Quiet On Sharmon Palms“ oder „Streetwise Professor“ kommen schneller aus den Startlöchern, als man nur schauen kann. Nach drei Minuten kracht‘s noch mal tüchtig auf der Snare-Drum – und das nächste Stück beginnt bereits. Heute Abend stellen Lars Frederiksens Bastarde ihr neues Album Viking in Hamburg vor.

Marc Peschke

Heute, 20 Uhr, Knust