Tabakfirmen angeklagt

Washington fordert von Konzernen 280 Milliarden Dollar wegen Täuschung über Gesundheitsrisiken und Betrugs

WASHINGTON ap ■ Nach fünfjähriger Vorbereitung hat am Dienstag ein beispielloser Prozess der US-Regierung gegen die Tabakindustrie begonnen. Die Regierung wirft den Konzernen vor, die Öffentlichkeit jahrelang über Gesundheitsrisiken und das Suchtpotenzial des Rauchens getäuscht sowie Kinder gezielt beworben zu haben. Die Branchenriesen wurden deswegen auf 280 Milliarden Dollar, ihren gesamten Gewinn, verklagt.

Zum Prozessauftakt sagte Anwalt Frank Marine vom Justizministerium, die Tabakindustrie habe seit Anfang der 60er-Jahre hunderte Millionen Dollar für Organisationen ausgegeben, die zu dem Zweck gegründet worden seien, die zunehmenden wissenschaftlichen Beweise für einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebserkrankungen zu entkräften. Marine warf den Unternehmen vor, die Öffentlichkeit bewusst über die Gefährlichkeit des Rauchens getäuscht zu haben. Die Anwälte der Industrie räumten bislang ein, dass die Unternehmen die Risiken des Rauchens in der Vergangenheit möglicherweise angezweifelt hätten. Nach ihrer Darstellung handelte es sich dabei allerdings nicht um Betrug. Die Regierung will dagegen beweisen, dass die Konzerne wissentlich die Unwahrheit verbreitet haben. Dies gehe aus internen Prozessdokumenten der Industrie hervor.