Die Kinder-Kapitalisten

In einem neuen Projekt des Schulministeriums sollen Grundschulkinder unternehmerische Fähigkeiten und wirtschaftliches Denken erlernen

„Dann fallen Ritter oder Römer eben hinten raus“, sagen die Projektleiter

AUS OBERHAUSENULLA JASPER

„Go! To School“ heißt das neue Wundermittel der Landesregierung gegen Lernunlust, Langeweile in der Schule, Pisa-Frust und gescheiterte Ich-AGs: Mit dem gestern in Oberhausen vorgestellten Projekt soll nicht nur der Sachunterricht an Grund- und Sonderschulen spannender und lebensnäher werden. Die Kinder sollen auch schon frühzeitig mit den Gesetzen der Marktwirtschaft und des unternehmerischen Denkens vertraut gemacht werden.

Durchgeführt und pädagogisch entwickelt wird das Projekt gemeinsam vom Ministerium für Schule, dem Wirtschaftsministerium sowie dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Ergebnis der mehrjährigen Entwicklungsarbeit ist der so genannte „Grundschulkoffer Selbständigkeit“, in dem Unterrichtsmaterialen, Comics und ein Wirtschaftslexikon für Kinder enthalten sind.

Von der Einführung des Projekts in den Sachunterricht erhofft sich die Landesregierung, dass Nordrhein-Westfalens Kinder und zukünftige Jung-Unternehmer die Lücke schließen zu den Pisa-Konkurrenten in Neuseeland, Frankreich oder den USA. Dort sei das Thema Unternehmertum und Selbständigkeit schon lange fester Bestandteil des Lehrplans, sagt Elmar Schulz-Vanheyden, Staatsekretär im Bildungsministerium: „Damit schließt NRW als erstes Bundesland eine wesentliche Lücke im Grundschulbildungsangebot“.

Im Mittelpunkt des „projekt- und teamorientierten“ Unterrichts stehe zwar nicht die Wirtschaft, sondern der Spaß am Thema Selbständigkeit im weitesten Sinne. An Begriffen wie Benchmarking, Soft Skills, Mindmapping, Konsum und Budget führt offensichtlich aber doch kein Weg vorbei. Man dürfe eben nicht unterschätzen, wie sehr die Kinder schon heute Wirtschaftsobjekte seien, rechtfertigt Manfred Walhorn vom Schulministerium das Projekt. Konsumorientierung und Marktwirtschaft stünden aber nicht im Vordergrund, betont er.

Dass dafür aber andere Themen aus dem Lehrplan gestrichen werden müssten, räumt auch Mitorganisatorin Barbara Bößmann ein: „Dann fallen Ritter oder Römer eben hinten raus.“