Geld für die Sonne

Analysten der Credit Lyonnais Securities Asia befassten sich mit den Profiten in der Solarindustrie. Sie vermuten hier langfristig lohnende Geschäfte

VON JOCHEN SIEMER

Die von Hongkong aus operierende Credit Lyonnais Securities Asia (CLSA), Tochter der französischen Großbank Crédit Lyonnais, gilt als eines der renommiertesten Börsen- und Anlagenberatungsunternehmen der Welt. Deshalb staunte die Kundschaft wahrscheinlich nicht schlecht, als sie Mitte Juli per Rundsendung mit einer Flasche Sonnencreme bedacht wurde.

Die Broker hatten sich einen kleinen Kalauer erlaubt und dem Hautschutzmittel – englisch: „Sunscreen“ – ihre neueste Studie beigelegt: „Sun Screen – Investment Opportunities in Solar Power“ heißt das Werk. Es umfasst zwar nur bescheidene 76 Seiten, darf aber als Meilenstein in der Geschichte der Solarindustrie gelten. Denn dass sich ein Finanzhaus vom Kaliber der CLSA mit den Gewinnaussichten der Branche befasst, hat es so noch nicht gegeben: Die Chancen stehen gut, mit Photovoltaik (PV) lässt sich Geld verdienen.

Eine solche Aussage erregt naturgemäß die Aufmerksamkeit von Investoren. Der 32-jährige CLSA-Analyst Michael Rogol, der für die Studie verantwortlich zeichnet, ist nicht nur Autor, sondern auch Initiator der Studie. Zunächst wurden über 300 mit Photovoltaik befasste Unternehmen aus aller Welt ins Auge gefasst, etwa die Hälfte davon waren den CLSA-Analysten eine genauere Untersuchung von Umsätzen und Profiten wert. Die anschließend vorgenommene Potenzialanalyse für 50 Börsenwerte mündete in einem Dutzend Investment-Empfehlungen.

Gegenstand der CLSA-Untersuchung waren dabei keineswegs nur solche börsennotierten Firmen, die sich ausschließlich mit Solartechnik befassen. Diese stellen vielmehr lediglich eine von fünf Kategorien, und in die Liste der besonders heißen Kandidaten schafften es nur die Bonner SolarWorld und der amerikanische Zellhersteller Evergreen Solar. Unter den im „Sun Screen“-Report genauer betrachteten „mittelgroßen“ Unternehmen, die mindestens 20 Prozent ihres Gesamtgewinns im Solargeschäft erzielen, liegen die japanische Tokuyama Corporation als Anbieter des zunehmend gefragten „Solar-Grade“-Siliziums und außerdem die ebenfalls japanische Sekisui Chemical vorn. Anders als der Firmenname vermuten lässt, erzielt Sekisui gut 50 Prozent seiner Umsätze nicht mit Chemieprodukten, sondern mit Fertighäusern. Rund die Hälfte davon sind ab Werk mit Photovoltaik ausgestattet.

Eine dritte Kategorie umfasst große Konzerne mit mehr als 10 Milliarden Dollar Umsatz (8,21 Mrd. Euro), bei denen der Solarbereich einen zwar kleinen, aber stark wachsenden Anteil am Geschäft ausmacht. Auch hier kommen die beiden spannendsten Kandidaten aus Japan. Die Sharp Corporation ist nicht nur Photovoltaik-Weltmarktführer, sondern mit einem geschätzten Jahresumsatz von knapp 19,3 Milliarden Euro einer der größten Industriekonzerne überhaupt. Bei Kyocera ist die Solarsparte mit 3 Prozent Umsatzanteil noch vergleichsweise klein, könnte bis 2010 aber auf 10 Prozent zulegen.

Als besonders interessantes Anlageobjekt gilt Michael Rogol und seinen Kollegen schon jetzt die Q-Cells AG, die im nächsten Jahr an die Börse gehen will. Auch hier gibt man sich vorsichtig, aber doch mit unverkennbar optimistischem Grundton. Natürlich nicht ohne den obligatorischen Verweis auf die noch erforderlichen „weiteren Nachforschungen“ attestiert Rogol dem Thalheimer Zellhersteller „das Potenzial, eine der besten Investitionsgelegenheiten im Solarbereich zu werden“.

Der Wert solcher Prognosen ist gerade für kleine Unternehmen kaum zu überschätzen. Firmen wie SolarWorld, Q-Cells oder Evergreen müssen vor jedem großen Expansionsschritt neues Kapital akquirieren – und haben dabei inzwischen einen Bedarf, der von Privataktionären nicht mehr zu bedienen ist und bei dem auch die wenigen spezialisierten Ökofonds überfordert sind. Um jedoch große institutionelle Anleger zu überzeugen, reichte das bislang vorliegende Material kaum aus.

Die Studie könnte der gesamten Solarwirtschaft einen bedeutsamen Schritt nach vorn bescheren. Der Report nennt rund 60 Unternehmen mit „hohem Solarprofit-Potenzial“, darunter die deutschen Firmen Solon, Solar-Fabrik, S.A.G. Solarstrom, Sunways, SMA, RWE Schott Solar, Conergy – ein weiterer Aspirant für einen Börsengang – und die Phönix Sonnenstrom AG, die ihre Aktien demnächst in den freien Handel bringen will.

Von den mehr als 100 Fondsmanagern aus aller Welt, denen Rogol seinen Bericht bereits vorstellte, „waren 99 Prozent sehr am Thema interessiert“. Und seine Gesprächspartner, betont der Analyst, „sind viel beschäftigte Leute, die ihre Zeit nicht an eine Idee verschwenden, von der sie keine positiven Investments erwarten“.

Dieser Beitrag wurde auszugsweise und mit freundlicher Genehmigung des Solar Verlages dem Solarstrommagazin Photon 10/2004 entnommen, das am 28. September an die Kioske kommt, erhältlich auch unter www.photon.de