Kommentar: Gesetz mit Schmierfilm: Bahnkontrolle glitschig
Ehrgeizige Pendler, die in diesen Monaten auf die Bahn angewiesen sind, wissen auch ohne den Vorstoß des Verkehrsministers in Nordrhein-Westfalen, Axel Horstmann (SPD), worauf sie in naher Zukunft angewiesen sind: Die eigene innere Ruhe und Gelassenheit.
Denn die alljährliche Herbst-Idee des Verkehrsministers, die Bahnen mit „Pünktlichkeitsprotokollen“ pünktlicher zu machen, lässt sich nur mit Humor oder Gleichgültigkeit ertragen. Denn letztlich sind die Probleme der Bahn nicht dadurch zu lösen, dass ein Minister an jedem Bahnhof – im übertragenen Sinne – ein Schild aufstellt, auf dem „Unpünktlichkeit verboten“ steht. Nichts anderes ist aber das, was Horstmann tut. Denn die Bahn hat kein Wetterproblem. Sie hat Probleme mit schlecht gewarteten Zügen, überfordertem Personal und Bahnhöfen, die die Menschen eher abstoßen als anziehen. Das aber sind Probleme, die mit der verkehrspolitischen Idee, die Bahn zu privatisieren, einhergehen. Da diese aber längst von der Politik beschlossen wurde, bleibt dem Bahnkunden nur, abzuwarten, bis zukünftig private Konkurrenz dem ehemaligen Staatsbetrieb Beine macht. Wahrscheinlich wird es auch dabei noch zu etlichen Verspätungen kommen. Denn die Bahn gehört immer noch dem Bund, insofern werden Horstmanns Sanktionen dem ehemaligen Staatsbetrieb nicht weh tun. ELMAR KOK
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen